Passivhaus:Eingespart

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Patricia Schneider rechnet aus, wie man nachhaltig baut

Wie viel Energie, wie viel Kohlenstoffdioxid verbraucht ein Gebäude von der Fertigstellung bis zum Abriss? Wie lässt sich Energie sparen? Die Umwelt schonen? Architektin Patricia Schneider von der TU München hat all das für ein genossenschaftliches Wohngebäude, das auf der ehemaligen Kaserne des Domagkparks in Nordschwabing steht, berechnet. In ihrer Arbeit hat sie zum Beispiel analysiert, wie sich die Ökobilanz verändert, wenn das Tragwerk aus Holz statt aus Stahlbeton ist. Die Zahlen für diese Berechnungen entnahm Schneider speziellen Datenbanken. Das Ergebnis hat die Architektin selbst überrascht: 22 Prozent Kohlendioxid könnten durch ein Tragwerk aus Holz gespart werden. Das liegt daran, dass viel Energie aufgebracht werden muss, um den Beton herzustellen, aber auch um ihn zu recyceln. Ähnlich viel komme zusammen, würde man auf den Bau einer Tiefgarage verzichten. "Ich habe das zweimal nachgerechnet, weil ich es selbst nicht glauben konnte", sagt Schneider. Nur ist Parken an der Oberfläche in einer Stadt wie München keine Lösung. Und Parkplätze einfach weglassen, geht auch nicht: Bei Wohnhäusern ist immer eine gewisse Anzahl vorgeschrieben. Der Stellplatzschlüssel lasse sich, so Schneider, nur verringern, wenn sich die Bauträger alternative Konzepte überlegten - etwa Carsharing.

Das Gebäude, das Schneider unter die Lupe genommen hat, heißt "Wagnis Art", besteht aus 138 Wohnungen und ist kein normales Bauprojekt. Es hat einen hohen ökologischen und energetischen Standard, zum Beispiel wurden die fünf einzelnen Wohngebäude als Passivhäuser errichtet und werden mit Fernwärme geheizt. Finanziert wurde das Gebäude von 180 Genossen, die alle in den Entstehungsprozess eingebunden waren. Bei einem Passivhaus sei das unbedingt notwendig, sagt Schneider. Denn ein Passivhaus lohne sich aus energetischer Sicht zwar immer, jedoch müssten sich die Bewohner ausreichend informieren. Es gelten strenge Regeln, etwa für das Heizen und Lüften.

Nicht alle Ergebnisse von Schneiders Forschung konnten auf das Gebäude in Schwabing angewendet werden. Zu weit vorangeschritten waren die Planungen, als sie mit ihrer Studie begann. Und mal schnell aus einem Tragwerk aus Stahlbeton eines aus Holz machen, ist nicht so einfach. "Die Ergebnisse sollen aber in zukünftige Bauprojekte einfließen", sagt Schneider. Was sie herausgefunden habe, sei leicht auf andere Wohngebäude übertragbar.

© SZ vom 07.06.2017 / chrh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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