Partner fürs Alter:Einsame Kaninchen

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Kaninchen sind soziale Tiere, ohne Artgenossen vegetieren sie nur vor sich hin. Doch was tun, wenn eines von zwei Kaninchen stirbt, und man eigentlich mit der Kaninchenhaltung aufhören möchte? Damit das übrig gebliebene Tier auf seine alten Tage nicht alleine ist oder im Tierheim landet, gibt es Leihkaninchen. Anstatt das meist schon ältere Tier, das gerade seinen Partner verloren hat, aus seiner gewohnten Umgebung zu reißen, nimmt man ein jüngeres, agiles Tier hinzu.

Ursprünglich stammt die Idee aus der Schweiz, wo die strengen Tierschutzgesetze verbieten, soziale Tiere alleine zu halten. Elisabeth Lübcke betreibt in Landsberg eine Notstation für Kaninchen, ehrenamtlich unterstützt wird sie von Viola Schillinger. Gemeinsam bieten sie den Leihkaninchen-Service für den Raum München, Augsburg und Landsberg seit drei Jahren an. Es geht darum, "dem Tier im Alter einen Partner zu gönnen", sagt Schillinger. Etwa 15 Tiere betreuen sie gerade, ein paar sind dabei, deren Besitzer gerade im Urlaub sind. Dass es einen Bedarf an Leihkaninchen gibt, zeigte sich in Beratungsgesprächen. Inzwischen ruft fast jeden Tag jemand an, dessen Kaninchen nicht alleine sein soll, der aber langfristig mit der Haltung aufhören möchte. Mehrfach in der Woche vermittelt Lübcke Kaninchen. Der neue Besitzer zahlt eine Schutzgebühr und unterschreibt einen Vertrag, in dem explizit steht, dass er das Kaninchen zurückgeben darf. Verliehen wird jedes Tier nur einmal, wenn es zurückkommt, wird es an einen Platz vermittelt, an dem es für immer bleiben kann.

Weil der Begriff Leihkaninchen in die Irre führen kann, stellt Schillinger klar, dass sie auf keinen Fall für zwei Wochen ein Kaninchen verleihen würde. "Ich leihe mir ja auch kein Kind, um mal zu sehen, wie es ist, Mutter zu sein", sagt sie. Anstatt Ausprobieren empfiehlt sie die Lektüre von Ratgebern, ein Ehrenamt im Tierheim oder den Besuch in ihrer Notstation. Dort tummeln sich die Kaninchen in einem großen Gehege mit angebautem Auslauf. Da sehen die Leute gleich, dass ein Käfig im Kinderzimmer keine gute Idee ist.

© SZ vom 27.09.2017 / nt - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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