Parks in München:Westpark

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Die Besucher im Münchner Westpark sind nicht so aufgebrezelt wie im Englischen Garten - sie kommen, um zu sehen, nicht um gesehen zu werden.

Ingrid Brunner

Wer während der Rush Hour über die Brücke im Westpark spaziert, dem bietet sich stets das gleiche Bild: Stau auf der Garmischer Straße. Die Brücke ist quasi die Wespentaille des Parks, der diesseits und jenseits des Mittleren Rings die Stadtteile Untersendling, Westend und Laim verbindet. Etwa 200.000 Menschen wohnen rund um den Westpark - viele davon in Quartieren ohne Garten oder Balkon. Daher ist die soziale Funktion des Parks als Erholungsgebiet für diese Menschen beträchtlich.

20.000 Rosen, 400.000 Stauden, 200.000 Sträucher und 6000 Bäume lassen den Westpark vom Frühling bis in den Herbst hinein blühen. (Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Schon wahr, das Publikum im Westpark ist nicht so aufgebrezelt wie im Englischen Garten. In den Rosengarten, den dortigen Biergarten, führt man nicht seine Designersonnenbrille aus. Es gibt es keine Nackerten, deren Abwesenheit aber niemand bedauert. Und weniger Hundehäufchen - im Westpark gilt Leinenzwang. Vielleicht ist es einfach so, dass die Menschen in den Park gehen, weil sie etwas sehen wollen, und nicht, weil sie gesehen werden wollen.

Da sind zum Beispiel die Blumenliebhaber. Die teilen sich in die Fraktion der Rosen- und die der Staudenfans. "Es gibt Leute, die kommen jeden Tag und sehen nach ihren Blumen. Die rufen uns sogar an, wenn etwas nicht in Ordnung ist, zum Beispiel, wenn Müll in den Beeten liegt", erzählt ein Gärtner. 20.000 Rosen, 400.000 Stauden, 200.000 Sträucher und 6000 Bäume lassen den Park, der 1983 anlässlich der damaligen Internationalen Gartenschau entstand, vom Frühling bis in den Herbst hinein blühen.

Besucher gibt es immer im Park. Neben den Spaziergängern die verschworene Seniorengemeinschaft der Wassertreter, die regelmäßig die Kneippanlage nutzt. Und natürlich die Jogger, Radler, Volleyballer, Freizeitkicker und viele, viele Kinder. Auf 60 Hektar Fläche befinden sich sechs Spiel- und zwei Bolzplätze, fünf Tischtennisplatten, eine Sommerstockbahn und vier Bodenschachbretter. 23 Kilometer Wege sind angelegt - genug, um für den Halbmarathon zu trainieren, ohne dass es dem Läufer langweilig wird.

Duft, Pracht und die Grillwolke

Auch kulturell Interessierte kommen auf ihre Kosten, bei Kunstausstellungen im Sardenhaus, Theateraufführungen an der Seebühne, Freilichtkino und Konzerten. Unbestrittenes gärtnerisch-kulturelles Juwel ist das Asien-Ensemble. Noch heute, fast 20 Jahre nach seinem Entstehen, kommen Besucher aus aller Welt, um die handgeschnitzte Nepal-Pagode, den japanischen Meditationsgarten, die Thai-Sala und den chinesischen "Garten von Duft und Pracht" zu sehen.

Heiße Sommerwochenenden sollte der Asien-Interessierte indes meiden, weil da Duft und Pracht untergehen in einer riesigen Grillwolke: Bis zu 20.000 Besucher werden es an solchen Tagen. Viele türkische und mittlerweile auch vietnamesische Großfamilien sind darunter, die auf den Grünflächen ein rekordverdächtiges Barbecue veranstalten.

An solchen Tagen muss die Stadt München den Reinigungsdienst auch am Wochenende einsetzen: Drei bis vier Lkw-Ladungen Müll warten darauf, weggeräumt zu werden. Wenn es nur die Menschen wären: Tausende Gänse verunreinigen Rasen und Wege. Bei denen hilft gutes Zureden nicht. Hinzu kommen Kaninchen, die mit Vorliebe an den frischen Trieben der Stauden knabbern, und Krähen, die auf Nahrungssuche den Müll aus den Körben zerren.

Wenn die Kaninchen in ihre Erdlöcher verschwinden und die Sonnenanbeter zu frösteln beginnen, werden die Wiesen frei für die Drachenfreunde. Dann schweben selbst gebastelte Modelle neben High-Tech-Kites am Himmel über dem Westpark. Auch wenn Schnee liegt und die drei Seen zufrieren - die Männer vom Gartenbau haben keine Winterpause. Dann spuren sie die Langlaufloipe, sichern die Schlittenhügel mit Strohballen und kontrollieren die Dicke des Eises. Am Westpark lässt es sich gut leben - zu allen Jahreszeiten.

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