Pannenserie bei der S-Bahn:Vom Sorgenkind zur Lachnummer

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SZ-Leser erheben schwere Vorwürfe, fordern funktionierende Bypass-Lösungen im Störungsfall - und verlieren den Glauben an Besserung

SZ-Zeichnung: Dieter Hanitzsch (Foto: Dieter Hanitzsch)

"Eiskalt erwischt" vom 27. Februar und "Wieder Pannen bei der S-Bahn" vom 28. Februar:

Der übernächste Traum

Da träumen manche Menschen von einem kostenlosen öffentlichen Nahverkehr! Ich würde mich als leidgeprüfter Pendler schon freuen, wenn die teuer bezahlten Beförderungsmittel wenigstens zuverlässig funktionierten. Manfred Jagoda, Ismaning

Väterchen Frust

Vielleicht sollte der MVV einige russische Ingenieure bitten, ihm bei der Bewältigung der Probleme bei einigen wenigen Minusgraden zu helfen. Sie könnten sicher nicht verstehen, warum die Münchner ein Problem bei minus 10 Grad haben. Heribert Engemann, München

Image- und andere Schäden

Über die Entschädigungszahlungen der Bahn bei Pannen kann man nur lachen. Dies gilt besonders für Passagiere, die bei einem Reiseveranstalter eine Pauschalreise gebucht haben, und wegen verspäteter S-Bahn ihre Maschine und damit die ganze oder zumindest einen Teil der gebuchten Reise versäumen. Als S-Bahn-Passagiere haben sie mit dem Kauf eines Tickets einen Beförderungsvertrag abgeschlossen, der Entschädigungen für solche Fälle ausschließt; sie bleiben also auf dem Schaden, sprich auf den Kosten der entgangenen Pauschalreise, sitzen. Der Schaden für die Bahn hingegen ist gering; er betrifft ja nur ihr Image. Doch weil die Menschen auf die Bahn angewiesen sind, werden sie auch weiterhin damit fahren müssen, ob sie wollen oder nicht. Henno Heintz, Ismaning

Echte Bypass-Lösungen fehlen

"Eiskalt erwischt - Eine Pannenserie legt den S-Bahn-Verkehr lahm" - diese und ähnliche Schlagzeilen spiegeln leider immer wieder die S-Bahn-Realität eins zu eins. Und die Fahrgäste reagieren gar nicht mehr mit Ärger und Wut, sondern mit (Galgen)-Humor: "Und ich dachte immer, die Deutschen sind so organisiert!" Aber Mitleid und Ironie sind schon fast die höchste Strafe für ein modernes Dienstleistungs-Unternehmen, wie es die Deutsche Bahn (DB) sein will. Wie wäre es denn, liebe DB, wenn Sie nicht "Dritte-Welt-Alternativen", sondern kurzfristig einzurichtende Bypass-Lösungen zur S-Bahn anbieten würden, den Express-Bypass: Ein Nonstop-Expressbus von Pasing zum U-Bahnhof Laimer Platz, um von dort schnellstmöglich mit der U 5 zum Hauptbahnhof und weiter in die City bis zum Ostbahnhof zu fahren. Woher die Busse so kurzfristig - von jetzt auf sofort - nehmen? Mit der MVG reden. Am Pasinger Bahnhof halten mehr als zehn Bus-Linienäste. Wenn die MVG pro Linienast einen Bus herausnimmt und als Expressbus "Pasing - Laimer-Platz" hin zur U 5 einsetzt, wäre vielen Reisenden schon erheblich geholfen.

Und im Münchner Osten? Hier sollten die S 2 aus Erding und die S 4 aus Ebersberg nicht am Ostbahnhof wenden, sondern als S 3 und S 7 nach Holzkirchen und Kreuzstraße weiterfahren, um so den zusätzlichen Umsteigehalt zur U 2 in Giesing kundenfreundlich zur Innenstadt zu erreichen. Die S 8 fährt über den Südring und die S 1 und S 2 aus Richtung Westen fahren zum Starnberger Bahnhof. Und bitte diesen "S-Bahn-Notfall-Plan" schon im nächsten MVV-Fahrplan als "Plan B" kommunizieren, damit sich jeder Fahrgast im Voraus orientieren kann. Außerdem sollten in Pasing und am Ostbahnhof jeweils eine Rangierlok mit S-Bahn-Kupplung stationiert sein, um liegengebliebene S-Bahnen wenigstens bis an den nächsten Bahnsteig ziehen oder schieben zu können, damit die Klettereien auf freier Strecke vermieden werden. Heinbert Janze, München

Mehr Ausfallsicherheit

Angesichts der wieder einmal heftigen Probleme bei der Münchner S-Bahn kann man nur hoffen, dass möglichst viele der Daueropponierer gegen den zweiten S-Bahn-Tunnel und Ausbau der U-Bahn bis Pasing diesmal möglichst lange am eigenen Leib verspürt haben, warum nur eine einzige Stammstrecke völlig unzureichend ist. Klaus Wartenberg, Puchheim

Da sind Kontrollen der Hohn

Jeder weiß, was das bedeutet: Wartezeiten, Zugausfälle, überfüllte Züge, keinerlei Informationen, Unsicherheit, Umsteigen, Umwege, Zeitverlust, Verdienstausfall. Einige haben das Ziel, für das im Vorfeld bezahlt werden muss, nicht mit der S-Bahn erreicht, Mehrkosten für Taxi fallen an. Ich selbst war von diesem Chaos betroffen. Und dann erlebe ich das nahezu Unvorstellbare: Am Ostbahnhof steigen in die überfüllte, aus dem Takt fahrende S-Bahn Kontrolleure ein und kontrollieren die Fahrkarten, finden Fahrgäste ohne gültigen Fahrschein und bitten zur Kasse. Als Fahrgast fühle ich mich in diesem Chaos ohnehin schon lange nicht mehr. Sollten die Verantwortlichen nicht lieber darüber nachdenken, wie den Fahrgästen in solchen Situation geholfen werden kann? Kann ein Kontrolleur auch mal behilflich sein? Und wie viele haben Fahrscheine entwertet und konnten diese nicht nutzen? In meinen Augen sollte in diesen Situationen kulant gehandelt werden. Ulrike Pelda, München

Eiskalte Blamage

Die bei der Münchner S-Bahn (und auch immer mehr und dauerhafter bei der U-Bahn der MVG, die weit hinter ihre frühere Zuverlässigkeit zurückfällt) aufgelaufenen Störungen und Behinderungen überbieten alles bisher Dagewesene und sind chronisch-symptomatisch für den Zustand des Münchner Öffentlichen Nahverkehrs. Ich pendle seit beinahe 30 Jahren von Markt Schwaben zum Harthof und besitze einen ordentlichen Erfahrungsschatz. Diese Defizite haben mehrere Ursachen: 1. Die von Anfang an betriebene und obsessiv vertretene Struktur im Münchner System, die praktisch alle Linien durch die Innenstadt führt. Ich kenne keine weitere ernstzunehmende Millionenstadt, die so stur auf nur eine Hauptachse setzt (Berlin, Wien, Paris, Lissabon). Dass man nun eine zweite Röhre durch die Innenstadt treibt, statt endlich leistungsfähige, dezentrale Tangentiallinien zu planen und umzusetzen, spottet jeder Beschreibung. 2. Pünktlichkeit ist zwar im Fahrplan angelegt, aber in der Wirklichkeit quasi inexistent. 3. Seit Montag kommen nun noch die Großstörungen ins Spiel - anscheinend ist die Infrastruktur so fragil, dass drei Tage mit minus 15 Grad genügen, um den Münchner Nahverkehr jeweils für Stunden lahmzulegen. Dieser Gedanke lässt mich wirklich zornig werden: Wozu werden ständig Bauarbeiten, Sperrungen durchgeführt - wozu wird denn das Geld, das uns regelmäßig abgeknöpft wird, verwendet? Ein komplett enttäuschter Benutzer der S-Bahn, Wolfgang Webersinke, Markt Schwaben

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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