Pannen, Pech und Dummheit:Hungrige Autodiebe

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Im Graben landeten zwei der gestohlenen Fahrzeuge. (Foto: oh)

Polizei nimmt Bande fest, die in eine Fahrschule einbrach, um Schlüssel zu stehlen

Von Susi Wimmer

Als international agierende Autodiebesbande wollten sie den großen Coup landen. Jetzt allerdings sitzen sie in Haft und schieben sich gegenseitig die Schuld zu: Die Polizei hat fünf Männer und zwei Frauen dingfest gemacht, die im vergangenen Jahr in München acht Autos aus zwei Fahrschulen und bei einem Kfz-Händler geklaut hatten. Wert der Beute: gut eine Viertelmillion Euro. Allerdings war die Aktion der Verbrecher mit Pannen, Pech und Dummheit gepflastert.

Organisator der Diebstähle war ein 32 Jahre alter Mann. Mit der Angabe der Wohnsitze tut sich der ermittelnde Erste Kriminalhauptkommissar Reinhold Bergmann schwer: Die einzelnen Mitglieder der Bande stammen aus Ungarn und Rumänien, hielten sich teilweise in München und Simbach am Inn auf. Der 32-Jährige jedenfalls schickte seine Freundin zur Fahrschule "M 1" in Trudering, dort meldete sie sich für Fahrstunden an. Allerdings besteht der Verdacht, dass die Frau ausspionieren sollte, wo sich die Fahrschulautos befinden und wo die Schlüssel deponiert werden. Schließlich brachen Bandenmitglieder in der Nacht auf den 2. August 2015 in die Fahrschule ein und suchten gezielt nach einer Stahlkassette, in der sich die Schlüssel befanden. Aber anstatt sich sofort aus dem Staub zu machen, fiel die Bande über die Essensreste einer Firmenfeier her und ließ sich Nudelsalat und Getränke schmecken. Der Tatort dürfte anschließend ein Festbankett für die Herren der Spurensicherung gewesen sein.

Die Bande suchte sich die fünf neuesten Automodelle von BMW und VW aus dem Fuhrpark aus und brauste noch in der Nacht los Richtung Grenze. Weit kamen sie nicht. In Niederösterreich gerieten sie in eine Polizeikontrolle. Da die Autos noch nicht als gestohlen gemeldet worden waren, waren die Polizisten ahnungslos und ließen die Männer mit den Fahrschulautos passieren. Doch die Männer wurden nervös: In Melk verließ der Konvoi mit den geklauten Autos die Autobahn, offenbar mit voller Geschwindigkeit. Kurz darauf gerieten zwei der Fahrer auf einer Landstraße von der Fahrbahn ab und landeten im Graben. Zwei Autos blieben demoliert zurück, die Fahrer flüchteten sich zu den Kollegen in den Wagen und weiter ging es nach Ungarn wo die Autos verkauft werden sollten. Und auch in den kaputten Fahrschulautos hinterließen sie massenweise Spuren. Die führten zu den vier Haupttätern.

Nachdem einer von ihnen angefangen hatte, bei der Vernehmung zu plaudern, äußerten sich auch die Komplizen und man beschuldigte sich gegenseitig. Heraus kam ein weiterer Diebstahl von zwei Mercedes im Fahrschulzentrum an der Burmesterstraße in Freimann sowie ein Mercedes-Diebstahl bei einem Kfz-Händler in Milbertshofen. Die Polizei geht davon aus, dass die Bande sechs Autos in Ungarn verkaufen konnte.

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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