Ortsvergleich:Einer mehr, einer weniger

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Willkommen in Unterföhring: Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer beim Empfang für Neubürger. (Foto: Angelika Bardehle)

Während Planegg stagniert, wächst Unterföhring rasant

Von Günther Knoll, München

Als Andreas Kemmelmeyer 1991 nach Unterföhring zog, da konnte er noch auf der Wiese vor dem Haus mit seinem Sohn Fußball spielen. Heute ist er Bürgermeister der Gemeinde, und da, wo er mit seinem Nachwuchs kickte, ist längst alles vollgebaut mit Wohnungen. Aber Platz zum Spielen für die vielen Kinder werde es weiterhin geben, verspricht Kemmelmeyer. In Planegg kennt man dieses Problem weniger, denn viele Planegger gehörten zu den älteren Jahrgängen, sagt Bürgermeister Heinrich Hofmann. Erst langsam komme ein Wandel in Gang, zögen in die Häuser junge Familien mit Kindern ein.

Planegg und Unterföhring, beide Gemeinden im Landkreis München haben annähernd die gleiche Einwohnerzahl: an die 11 000. Damit aber hören die Gemeinsamkeiten auf. Planegg im Würmtal hatte schon 1990 die Zehntausender-Grenze geknackt. Unterföhring hatte beim Zensus 1987 noch nicht einmal 6000. Doch seitdem hat die Kommune an der Isar gewaltig aufgeholt: Laut amtlicher Statistik von 7887 Einwohnern im Jahr 2006 auf 11 282 Ende 2016, was einer relativen Wachstumsrate von 43 Prozent entspricht und Rekord in der Region ist. Planegg dagegen stagnierte: 10 615 im Jahr 2006, 10 626 zehn Jahre später. Auch der Altersdurchschnitt könnte unterschiedlicher kaum sein: In Planegg sind 23 Prozent der Einwohner älter als 65 Jahre, in Unterföhring gerade einmal 14,9.

Eine Bertelsmann-Studie sieht Unterföhring auf dem Weg zu Deutschlands jüngster und dynamischster Kommune, die bis 203o noch um mehr als ein Viertel auf gut 15 000 Einwohner wachsen soll, Planegg dagegen gerade einmal um fünf Prozent. Die Planegger haben sich in einem Bürgergutachten dafür ausgesprochen, den Charakter ihres Orts zu bewahren, halten dafür ein Wachstum von 0,5 bis ein Prozent im Jahr für wichtig. Platz wäre dank bestehender Bebauungspläne genug da, sagt Bürgermeister Hofmann (SPD), doch ein Prozent Wachstum pro Jahr wären in zehn Jahren an die 1000 Neubürger, rechnet er vor. Das müsse ein Ort erst einmal verkraften. Planegg sei "ein perfekter Ort zum Leben und Arbeiten", und eine "echte Heimat" am Stadtrand von München, und das solle er auch bleiben. Unterföhrings parteifreier Gemeindechef Kemmelmeyer denkt in anderen Größenordnungen. Allerdings gebe es nicht mehr unbeschränkt Platz, bei allerhöchstens 14 000 Einwohner sieht er die Grenze. Weil die Kinderbetreuungsplätze kostenlos sind, liebäugelten gerade junge Familien mit dem Umzug nach Unterföhring. Die hohe Lebensqualität zu erhalten und auszubauen, ohne den Ortscharakter zu verändern, gibt der Bürgermeister als Ziel an.

Der Wohnungsmarkt ist hier wie dort ziemlich angespannt, die Nachfrage viel größer als das Angebot. Die Preise für Wohnungsmieten liegen bei gut zwölf Euro pro Quadratmeter und für Wohneigentum bei 4000 bis 4500 Euro. Das führe zu einem Verdrängungswettbewerb, hat Hofmann festgestellt. Junge Planegger müssten wegziehen, weil sie sich diese Preise nicht leisten könnten.

© SZ vom 31.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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