Am Ende sang Publikumsliebling Pavol Breslik doch nicht trotz eindeutiger Aufforderung aus dem Publikum als Zugabe "Granada", aber eine andere, nicht minder effektvolle neapolitanische Canzonetta - und das gleich zweimal: "Marechiare" von Francesco Paolo Tosti. Denn niemand der rund 9000 Zuhörer auf dem überfüllten Marstallplatz hatte nach Maurice Ravels zweiter Ballett-Suite aus "Daphnis und Cloe" und einem vom Staatsorchester unter Bertrand de Billy elegant ins Rauschhafte gesteigerten "Bolero", der am Ende orgiastisch kollabierte, Lust aufzubrechen. Zu angenehm war es, bei lauschigen Temperaturen weiter auf Matten zu sitzen oder zu liegen, den gelben und schwarzen Luftballons hinterher zu schauen, wie sie in den Nachthimmel entschwebten, Mauersegler zu beobachten oder am Mitgebrachten zu schlürfen. Nach einer schmissigen "Rienzi"-Ouvertüre Wagners, die das Attacca-Jugendorchester des Staatsorchesters unter Allan Bergius zurecht ein bisschen nach Militärkapelle oder italienischer Banda klingen ließ, spielte das Staatsorchester mit Hingabe instrumentale Schmankerl: etwa "Marche hongroise" (Berlioz), "Tanz der Stunden" (Ponchielli) oder das "Intermezzo sinfonico" aus "Cavalleria Rusticana".
Dazwischen sang Breslik mit traumhafter Raffinesse und betörendem Timbre französisches und italienisches Repertoire: Nadir aus Bizets "Perlenfischern", Gounods verliebten Romeo, Verdi ("Luisa Miller") oder das immer wieder entzückende "Una furtiva lagrima". Breslik hatte damit schon oft als schüchterner Nemorino in David Böschs märchenhafter Inszenierung des "Liebestranks" am Nationaltheater hoch oben auf einer Laterne die Herzen verzaubert. Das Konzert am Samstagabend war der Auftakt für die Jubiläumssaison von "Oper für alle", das BMW und die Staatsoper heuer zum 20. Mal veranstalten. Am 31. Juli um 17 Uhr folgt die Übertragung der "Meistersinger" auf den Max-Joseph-Platz.