Open-Air-Festival:Theatron-Musiksommer bedroht

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Musiksommer-Festival steht im Clinch mit der Olympiapark-GmbH. Mit den Aufbauarbeiten für das Open-Air-Programm konnte erst verspätet begonnen werden.

Dirk Wagner

Zweimal im Jahr ist die Bühne des Theatrons vor dem Olympiasee überdacht, zum Pfingst-Open-Air und zum derzeitigen Musiksommer, der seit dem 6. August läuft. Damit ist vor allem die teure Technik des Kulturreferats vor Regen geschützt. Gestellt wird das Dach von der Olympiapark GmbH. Weil diese das Dach in diesem Jahr nicht wie vereinbart am Sonntag, 3. August, aufstellte, sondern erst am Dienstagnachmittag, konnten die Mitarbeiter der Kulturreferat-Abteilung für Veranstaltungen und Programme erst verspätet mit dem Aufbau der Bühne beginnen.

Bei den Konzerten im Theatron herrscht immer eine besondere Stimmung. (Foto: Foto: Andreas Heddergott)

Statt der geplanten drei Tage blieben Martin Werhan, Leiter der Kulturreferat-Technik, und seinen Leute nur noch ein Tag samt der dazugehörigen Nacht, so dass sie entgegen aller Arbeitnehmerschutzvereinbarungen durcharbeiten mussten. "Natürlich brauchten wir dann zusätzliches Personal. Das treibt die Kosten unnötig in die Höhe", ärgert sich Werhan. Neben Helfern, die ihm die Olympiapark GmbH als Wiedergutmachung zur Seite stellte, bräuchte es auf dieser Baustelle vorrangig ausgebildete Techniker.

Wer sich schon einmal Veranstaltungstechnik beim Kulturreferat ausgeliehen hat, weiß, dass diese Techniker, die das Kulturreferat schon zum Schutz der Ausrüstung stellt, den größten Teil der Leihkosten ausmachen. "Wir werden ganz normal bezahlt", meint der Techniker Olly Künzner, räumt allerdings ein, dass er sich sehr wohl vorstellen könne, dass andere Firmen das günstige Angebot der Kulturreferat-Technik unterbieten: "Dann zahlen die aber ihr Personal nicht gescheit, und das kann es ja wohl auch nicht sein."

Franz Krisch, Leiter der Abteilung für kulturelle Veranstaltungen, stellt zudem die Qualität ihrer Leistungen in den Vordergrund: "Wir können bei Bedarf jederzeit noch zusätzliche Mittel aus unserem Lager in der Dachauer Straße besorgen." Dort befinden sich auch Werkstätten, die Vereinen, Theatergruppen und anderen Initiativen kostengünstig zur Verfügung stehen, um beispielsweise in der Schreinerei Bühnenrequisiten zu bauen.

Mit diesen Werkstätten und dem Technikverleih will das Kulturreferat neben eigenen Veranstaltungen auch andere kulturelle Veranstaltungen in dieser Stadt unterstützen. Ein europaweit einmaliges städtisches Angebot, das sich die Stadt einiges kosten lässt: 314.000 Euro standen Werhan bislang zur Verfügung. Heuer kamen noch einmal 50.000 Euro für die Unterstützung der Stadtteilkulturarbeit hinzu. Ab nächstes Jahr hat der Stadtrat zusätzliche 100.000 Euro für die Technik und 70.000 Euro für das Personal genehmigt. Gleichzeitig erwirtschaftet Martin Werhan mit dem Technikverleih übers Jahr 600.000 Euro.

Wettbewerbsneutralität wahren

Kostenlos könne das Kulturreferat diesen Dienst nicht anbieten, weil die zuständige Abteilung ein Betrieb gewerblicher Art sei, der steuerpflichtig ist, um eine Wettbewerbsneutralität gegenüber anderen privatwirtschaftlichen Wettbewerbern herzustellen. Würde man die Leistungen kostenfrei anbieten, käme das einer Steuerhinterziehung gleich, erklärt Krisch. Den Kostenfaktor Personal könnten Veranstalter reduzieren, wenn sie eigene Techniker stellen, verrät Werhan, wobei diese nach der hiesigen Versammlungstechnikverordnung ausgebildete Techniker sein müssen.

Ansonsten stellt das Kulturreferat ohnehin nur zusätzlich beschäftigtes Personal in Rechnung. Festangestellte wie Werhan kosten den Veranstaltern nichts, und auch Auszubildende im Bereich Veranstaltungstechnik arbeiten auf dem Theatron kostenlos.

Park Lounge bietet eigenes Musikprogramm an

Das mindert nicht die Qualität der Konzerte im Theatron, wohl aber die Beschallung der neuen, in unmittelbarer Nähe gelegenen Park Lounge, in welcher die Olympiapark GmbH neben Konzerten im Olympiastadion ein eigenes Musikprogramm anbietet.

Es habe während des Sommerfests immer ein zusätzliches Konzertangebot im Biergarten gegeben, entgegnet Ralph Huber, Leiter der Veranstaltungsabteilung des Olympiaparks, und verschweigt dabei, dass der Biergarten akustisch hinreichend weit vom Theatron entfernt war und bislang nicht Musiker wie Wolfgang Ambros, Bananafishbones, Sorgente oder Willy Michl auftraten, die im Olympiastadion und in der Park Lounge durchaus eine Konkurrenz zum Theatron-Programm sind. Vor allem, wenn diese in der Lounge bis 23.00 Uhr spielen dürfen, derweil das Theatron-Programm schon um 22.00 Uhr der Nachbarn wegen beendet sein muss.

Klassikabend wird durch Konkurrenz fast unmöglich

Die Beschallung von Seiten der Park Lounge stört im Theatron besonders bei ruhigeren Programmen; der Klassikabend am 24. August wird so praktisch unmöglich. Die Olympiapark GmbH scheint das wenig zu kümmern.

Es ist ohnehin merkwürdig, dass diese ein schon traditionelles Konzertangebot stört, das sie selbst nach einer Kürzung von 15.000 Euro immerhin noch mit 20.000 Euro unterstützt. Anscheinend ist Geld leichter aufzubringen als Kollegialität, weswegen die Veranstalter die Leistungen von Martin Werhan und seinen Mannen als unbezahlbar schätzen.

© SZ vom 11.08.2008/lado - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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