Olympia-Bewerbung 2018:Als Bodyguard getarnt

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Der Geschäftsführer der Bewerber-GmbH für Olympia 2018 wurde aus dem Amt gedrängt. Demütigungen gab es schon in Kanada, wo Adam sich als Bodyguard ausgeben musste.

H. Effern und T. Kistner

Wenn am heutigen Freitag in München die Gesellschafter der Bewerber-GmbH für die Winterspiele 2018 zusammentreten, dürfte das Thema Richard Adam auf die Agenda gelangen. Es gibt wohl noch Fragen zur Demission eines der vormals drei Geschäftsführer.

Dazu könnte Siegfried Schneider, Chef der bayerischen Staatskanzlei, im Teilnehmerkreis eine lustige Anekdote beisteuern: Wie bei den Winterspielen in Vancouver im Februar unversehens der Münchner Bewerberchef Adam zu seinem Bodyguard umfunktioniert wurde.

GmbH-Geschäftsführer Adam war bei den Winterspielen in Kanada, bei denen ja mit allen Kräften für München getrommelt werden sollte, nach SZ-Informationen nur mit einer mittelprächtigen Akkreditierung ausgestattet worden. Eine, die ihm nicht mal Zugang in jene vertraulichen Bereiche erlaubte, in denen die wirkliche Lobbyarbeit stattfindet: in den Zonen der 'olympischen Familie'.

Einmal, beim Besuch von Skisprung- und Biathlon-Wettbewerben in Whistler Mountain, hatte dann nach längerem Palaver an einer Kontrolle der Bodyguard-Trick gezogen. Adam konnte erst, nachdem er als Leibwächter deklariert wurde, mit Schneider und Entourage, die er zu betreuen hatte, in den olympischen Sperrenbereich vorstoßen. Aus der Staatskanzlei wird dem Vorfall, der aus Kreisen von Augenzeugen durchsickerte, auf Anfrage nicht widersprochen.

Zumindest bei manchen politischen Fürsprechern und Gästen der Bewerbung, die vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) ausreichend mit hochrangigen Akkreditierungen ausgestattet wurden, war es ein offenes Geheimnis, dass der Geschäftsführer Adam in Vancouver nur für Olympias Vorhöfe zugelassen war.

Besser gestellt waren die Geschäftsführerkollegen Willy Bogner und Bernhard Schwank, letzterer besaß ohnehin eine Zulassung als Chef de Mission des deutschen Olympiateams. Eine ursprünglich für Adam vorgesehene Topakkreditierung soll kurz vor Vancouver an die frühere Eisläuferin Kati Witt, die ohnehin für das Fernsehen anwesend war, weitergereicht worden sein.

Adam wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern. Der Vorgang deutet allerdings auf massive Spannungen innerhalb der Gesellschaft hin, die Adam dazu bewogen haben könnten, von sich aus das Handtuch zu werfen. Sein Rückzug wurde offiziell zwar erst drei Wochen nach Spiele-Ende, am 22. März, offiziell verkündet, soll aber nach SZ-Informationen bereits in Vancouver stattgefunden haben.

Chefgeschäftsführer Willy Bogner hatte seinen Ein-Euro-Job erst im November angetreten und ist wohl hauptsächlich mit der Außendarstellung beschäftigt. Schwank dürfte mit der Rolle des Chefs für das 153 Köpfe starke deutsche Athletenteam bis Ende Februar ausgelastet gewesen sein. In seine Zuständigkeit fällt jedoch das besonders heikle Thema Sportstätten. In Oberammergau ist zum Beispiel noch immer unklar, ob die Bauern ausreichend Grundstücke für die Austragung der Langlauf- und Biathlon-Wettbewerbe zur Verfügung stellen.

Ob sich der DOSB und die Bewerber-Gesellschaft die Arbeitszeit und das Gehalt für Schwank bisher teilten, dazu wollte Willy Bogner derzeit nicht Stellung nehmen. Auch zur Trennung vom früheren Geschäftsführer Adam wollte er vor der Gesellschafterversammlung nichts sagen. 'Herr Bogner ist leider aus terminlichen Gründen bis 19. April nicht in der Lage, zu den doch intensiven Fragen zu recherchieren und diese zu beantworten', ließ er über die Pressestelle der Bewerbungs-Gesellschaft ausrichten.

Olympia-Kritiker wie der Grünen-Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann sehen in den Personalquerelen nur ein weiteres Zeichen, dass die Bewerbungsgesellschaft 'keinen professionellen Auftritt liefert'. Adam sei der Tourismus-Experte gewesen, der mit den Sportfunktionären an der Spitze offensichtlich nicht konnte.

'Das ist keiner, der sich hinstellt und alles verspricht, nur damit die Spiele geholt werden', sagte Hartmann. Schon die Verpflichtung von Bogner zu einem so frühen Zeitpunkt der Bewerbung sei 'eine Panikreaktion' gewesen, weil vieles nicht glatt laufe.

Es gibt also allerlei Klärungsbedarf für die Gesellschafter. So ist die Frage bisher ungeklärt, wie die noch fehlenden zehn Millionen Euro zur Budgetfinanzierung hereingeholt werden sollen. Die Staatskanzlei lässt leise Skepsis anklingen: 'Zwei Drittel des Geldes sind aufgebracht, weitere erfolgsversprechende Gespräche laufen', heißt es dort, und: 'Ziel bleibt, dass der gesamte Betrag durch private Sponsoren aufgebracht wird.'

Große Erfolge bei der Akquise von Sponsoren kann der neue Geschäftsführer Willy Bogner bisher nicht vorweisen. Die fünf bisherigen Hauptsponsoren Adidas, BMW, die Sparkassen, der Münchner Flughafen und Lufthansa wurden schon vor dessen Amtsantritt im November an Land gezogen.

Auch in der Politik wird im tiefen Süden ein Defizit an Begeisterung lokalisiert: 'Der Ministerpräsident wird sich in der Gesellschafterversammlung dafür einsetzen, dass auch Garmisch-Partenkirchen und Schönau mehr Teil der Bewerbung werden und dass sich die Leute dort besser mitgenommen fühlen', heißt es aus der Staatskanzlei.

Dass da noch viel Arbeit wartet, schreibt sie den Bewerbern ins Auftragsbuch. Antwort auf die Frage, wie zufriedenstellend die Arbeit der GmbH ist: 'Die Bewerbungsgesellschaft muss weiter kräftig anpacken, um alle national wie international vom Bewerbungskonzept zu überzeugen.'

© SZ vom 16.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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