Harald Dohrn konnte seine Freude nicht verbergen, und das wurde ihm zum Verhängnis. Am 28. April 1945 hörte er mit seinem Schwager Hans Quecke, den die Kirche ebenfalls in ihrem "Martyrologium" ehrt, im Radio den Aufruf der "Freiheitsaktion Bayern". Diese Soldatengruppe wollte die gewaltlose Kapitulation; Dohrn und Quecke freuten sich darüber so laut, dass sie von zwei Frauen denunziert wurden.
Dabei war Dohrn den Nazis kein Unbekannter; am 17. April 1885 in Neapel geboren, lebte er nun in Bad Wiessee. Seine Tochter Herta war mit Christoph Probst verheiratet gewesen, einem der Mitglieder im inneren Kreis der "Weißen Rose"; auch Probst steht im "Martyrologium". Als die Nazis 1943 gegen die Studenten vorgingen, verhafteten sie auch Dohrn, ließen ihn aber aus Mangel an Beweisen wieder frei.
Nun gab es keinen Prozess mehr. Dohrn und Quecke wurden ebenso wie andere Sympathisanten der "Freiheitsaktion" kurzerhand umgebracht; die einen starben am 29. April im Hof des Zentralministeriums an der Ludwigstraße, Dohrn und sein Schwager wurden in den Perlacher Forst gebracht und dort von der SS erschossen.
Nach Dohrn ist heute eine Straße im Hasenbergl benannt. Dass der Mann, der in den 1930er Jahren zum katholischen Christentum konvertierte, nun als Märtyrer gilt, macht der Leiter des Erzbischöflichen Archivs Peter Pfister am Brief des Pfarrers von Bad Wiessee 1945 fest: Da ist die Rede von der "Erschießung eines meiner besten aktiven Katholiken". Daraus könne man folgern, dass sich beide "angesichts des unvermeidlichen Todesloses in Gottes unergründlichen Willen ergeben haben".