Offenbach ist billiger:Ausweichen ins Umland

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Frankfurt hat Probleme, die Normalverdiener unterzubringen

Von Susanne Höll

Die Stadtentwicklung in Frankfurt ist, wie könnte es anders sein, ein heikles Thema. Aber anders als in den 1970er-Jahren kein Anlass für Randale. Damals herrschte ein Häuserkampf, Linke und Spontis - darunter bekanntlich auch der spätere Außenminister Joschka Fischer - machten mit Gewalt gegen eine höchst zweifelhafte stark von Profitgier getriebene Umgestaltung von Wohngebieten zu Banken-Vierteln mobil. Was Münchner überraschen mag: Friede zog ausgerechnet mit dem Bau von Hochhäusern ein.

Frankfurt ist die einzige deutsche Stadt mit einer markanten, von Türmen geprägten Skyline. Die Hochhäuser fanden anfangs längst nicht alle schön, inzwischen blickt man mit Lokalstolz auf die Bauten. Immer mehr schicke Gebäude schrauben sich am Main in den Himmel. Wer es sich leisten kann, lebt in luftiger Höhe mit schönem Blick über den Fluss. Die Hochhäuser mildern zumindest den Druck auf den Immobilienmarkt, jedenfalls für gut und sehr gut Betuchte. Etwa 730 000 Einwohner hat die Stadt, Jahr für Jahr kommen 15 000 dazu. Wohnungen sind knapp, Parkplätze auch.

Wo aber, bitteschön, sollen all jene Leute wohnen, die keine Spitzengehälter verdienen, jene Polizisten, Krankenschwestern und kaufmännischen Angestellten, die in Frankfurt, so wie in allen anderen Großstädten auch, die Mehrheit der Bevölkerung stellen? Schwierig. Es gibt noch ein paar freie Flächen, manche aber dürfen nicht bebaut werden. Etwa weil es dort, des Flughafens wegen, viel zu laut ist. Deshalb werden bestehende Wohnsiedlungen ausgebaut, "verdichten" heißt das im Fachjargon. Dann werden Mietshäuser um ein oder zwei Etagen aufgestockt, auf bisherigen Grünflächen Neubauten errichtet. Altmieter sind dann verärgert, sie möchten ihren Rasen mitsamt Bäumen nicht hergeben.

Wer nicht fündig wird, muss eben ins Umland ziehen. Oder nach Offenbach. Die Stadt grenzt unmittelbar an Frankfurt, gilt immer noch als die arme Schwester der Finanzmetropole. Die Mieten dort sind deutlich günstiger. Heutzutage aber hilft sie, die Frankfurter Wachstumsschmerzen zu lindern.

© SZ vom 10.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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