Ökoware im Supermarktregal:Der Trend geht zur Biokost

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Immer mehr Kunden vertrauen auf Bio-Produkte. Nicht nur Naturkostläden profitieren von dem Boom, auch Supermarktketten bieten Ökoware an.

Violetta Simon

Zahlreiche Lebensmittelskandale in jüngster Zeit haben dafür gesorgt, dass immer mehr Kunden auf Bioprodukte vertrauen. Für viele Verbraucher ist gesunde Ernährung mittlerweile aber auch eine Frage des Prestiges. Von diesem Trend profitieren nicht nur die kleinen Bioläden - auch konventionelle Supermarktketten haben die Marktlücke erkannt.

Vorbei die Zeit, als nur alternative Strickpulliträger in muffigen Ökoläden herumstöberten. Bio-Produkte haben in den vergangenen Jahren einen immensen Image-Wandel erfahren und damit eine neue Zielgruppe gewonnen: Doppelverdiener, Singles und junge Familien.

"Der Markt ist in Bewegung, neue Vertriebsformen etablieren sich", erklärt Maren Lüth, promovierte Agrarwissenschaftlerin an der Uni Göttingen. Während in den 80er-Jahren Tierschutz, Umweltfreundlichkeit und Regionalität die Beweggründe für den Kauf von Bioprodukten waren, motivieren heute Prestige, gesunde Ernährung der Familie, Genuss, guter Geschmack, aber auch Allergien und Angst vor verdorbener oder verseuchter Ware die Kunden.

Bio im Supermarkt

Um diesen Trend wirtschaftlich zu nutzen, haben in München inzwischen zahlreiche Bio-Supermärkte eröffnet. Von der Avocado bis zur Zahnpasta - bei "Basic oder im "Grünen Markt" ist alles öko. Die langen Öffnungszeiten, das breite Angebot und die moderne Aufmachung sind an die Bedürfnisse der neuen Zielgruppe angepasst.

Auch konventionelle Discounter bedienen die Ansprüche des neuen Kundentypus, indem sie Bioware vertreiben oder unter eigenen Handelsmarken anbieten: "Naturkind", "Füllhorn", "BioWertkost" oder "Alnatura" stehen in den Regalen von Tengelmann, Rewe, Edeka und dm. Der jeweilige Hersteller ist für den Kunden zwar nicht erkennbar. "Dennoch handelt es sich garantiert um Bio-Produkte", versichert Expertin Maren Lüth.

"Der Umsatz der alnatura-Linie hat sich sehr gut entwickelt", freut sich Herbert Arthen, Sprecher des Drogeriemarktes dm. Negative Folgen für kleinere Bioanbieter sieht er nicht: "Was hier stattfindet, ist keine Kannibalisierung, sondern eine Markterweiterung."

Der Umsatz steigt - für alle

Beschert die neue Bio-für-alle-Strategie den klassischen Anbietern wirklich keinen Umsatzeinbruch? Renée Herrnkind, Sprecherin des demeter-Verbandes, kann das bestätigen: "Die rund 300 Anbieter im Bund machen eher mehr Umsatz."

Durch die Bio-Handelsmarken in herkömmlichen Supermärkten würden auch uninformierte Kunden an Bioware herangeführt. Wenn diese dann erst einmal von der Qualität überzeugt seien, würde der Bedarf nach einem umfassenderen Angebot sie in spezielle Bioläden führen.

Agrarwissenschaftlerin Lüth unterscheidet in diesem Punkt: "Die großen Märkte laufen nach wie vor, die kleineren Läden hingegen erleiden Einbußen."

Qualität hat ihren Preis

Karl Schweisfurth junior, Geschäftsführer der Herrmannsdorfer Werkstätten, fühlt sich von der neuen Biowelle jedenfalls nicht bedroht. "Wir profitieren ebenso von dem Biotrend wie die Supermärkte", sagt der gelernte Landwirt.

Expandieren will er trotzdem nicht. "Unsere Produktionskapazität ist ausgeschöpft. Als regionales Unternehmen sehen wir unser Ziel nicht in der Menge, sondern in der Qualität", erklärt Schweisfurth.

Eine Bedrohung sieht er vielmehr in der "mörderischen Spirale", die die Preise und damit auch die Qualität von Bioprodukten nach unten ziehen könnte. "Gute Qualität hat ihren Preis."

Der ehemalige Besitzer des Fleischhandels "Herta" weiß, wovon er spricht: Preisdumping und Qualitätsverlust waren der Grund für seine Trennung von dem Großunternehmen. "Ich will das nicht verteidigen", sagt Schweisfurth, "aber eines ist klar: Die Fleischskandale haben schon ihren Grund."

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