Ökosünde:Einwegbecher in der Allianz Arena

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Statt in Mehrweggeschirr werden Getränke in Plastikbehältern ausgeschenkt. Der Betreiber Arena One glaubt angeblich an Recycling - doch der Hersteller hat die Waschfabrik gar nicht in Betrieb.

Andreas Schubert

Umweltfreundlicher als das Mehrweg-System sollten die Plastikbecher im Getränkeausschank im Fröttmaninger Stadion sein. Doch noch hat der Hersteller, die Firma Belland aus Pegnitz, keinen einzigen der Kunststoffbehälter recycelt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) spricht von einer "massiven Umweltbelastung" und wittert Betrug am Verbraucher.

Von wegen unweltfreundlich - bis jetzt wurde kein einziger Plastikbecher recycelt. (Foto: Foto: ddp)

Vor der Eröffnung des Stadions im vergangenen Jahr hatte sich die Arena One gegen Mehrweg-Geschirr entschieden. Stattdessen bezieht das Catering-Unternehmen Einweg-Becher aus einem speziellen Kunststoff, der sich laut Hersteller einfach und "zu 100 Prozent" wiederverwerten lässt. Aber: Erst von kommenden Oktober an will Belland die Becher recyceln. In Rudolstadt, Thüringen, baut Belland derzeit diejenige Anlage wieder auf, die das Unternehmen zu Testzwecken im Fraunhofer Institut in Freising am Laufen hatte.

Wiederverwertungskreislauf nur auf dem Papier

Belland-Chef Roland Belz bestätigt einen Bericht des Magazins Der Spiegel, nach dem der Wiederverwertungskreislauf nur auf dem Papier besteht. Nach der Testphase habe man die Anlage demontiert und eingelagert, erklärt er. Das "Belland-Material" vertreibt Belz bereits seit 1995. Seither wurden gerade einmal 1,5 Tonnen des Kunststoffs recycelt. Dass bislang keine Wiederverwertung in größerem Maßstab stattgefunden hat, liegt laut Belz daran, dass sich noch nicht genug recyclingfähiges Material angesammelt hatte, um die Aufbereitungs-Anlage auszulasten.

Bis jetzt hat Belland etwa 60 Tonnen Kunststoff eingelagert, jährlich könnten bis zu 500 Tonnen wiederverwertet werden, behauptet Belz. Doch habe unter anderem ein Rechtsstreit mit dem Dualen System Deutschland die Verwertung verzögert. Auf das Belland-System setzen außer der Arena in Fröttmaning auch die Stadien in Nürnberg, Frankfurt und Hamburg.

Der Kreislauf soll so funktionieren: In der Schweiz wird das Material hergestellt und in Rudolfstadt (Thüringen) weiterverarbeitet. In Pegnitz (Oberfranken) entstehen schließlich die Becher. Nach Gebrauch werden die Behälter eingesammelt und nach Ahaus an der niederländischen Grenze verfrachtet, wo das Material gewaschen und dann wieder nach Rudolstadt verfrachtet wird.

Größtmöglicher anzunehmende Unsinn

Für Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH) ist dieser Transport quer durch die Republik der "größtmögliche anzunehmende ökologische und ökonomische Unsinn". Scharf kritisiert er auch, dass Belland unter anderem in München Becher aus Polystyrol, also ganz normalem Plastik, in Umlauf gebracht hat - die jedoch als Belland-Material gekennzeichnet waren. Laut Belz waren dies "Blindproben", um die Akzeptanz zu testen und die Robustheit verschiedener Kunststoffe zu vergleichen.

Diese Erklärung mag Jürgen Resch nicht glauben. "So ein Fall von Betrug ist mir noch nicht untergekommen". Als staatlich anerkannter Verbraucherschutzverband klageberechtigt, hat die DUH die Arena One nun gerügt und eine Erklärung gefordert, keine Becher aus Polysterol mehr zu verwenden. Doch war Arena One angeblich gar nicht über die "Blindproben" informiert.

"Wir gehen davon aus, dass das Material recycelt wird", so Sprecher Markus Preiß. Sollte sich etwas anderes herausstellen, "werden wir überlegen, wie wir vorgehen". Das Münchner Umweltreferat will die Sache prüfen, heißt es in der Behörde.

Dass in Fröttmaning die Gewerbe-Abfallsatzung nicht zum Tragen kommt - nach der Mehrweggeschirr vorgeschrieben wäre - liegt daran, dass das Arena-Gelände nicht der Stadt gehört. Dabei hatte sich der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) wiederholt für Mehrweg eingesetzt. Nun werde man Arena One erneut auffordern, umzustellen, heißt es beim AWM.

© SZ vom 18.08.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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