Öffentlicher Verkehr:Offensive mit Lücken

Fahrgastverbände kritisieren Nahverkehrspläne der Stadt

Die Pläne aus dem Rathaus für eine Nahverkehrsoffensive stoßen nicht auf uneingeschränkte Begeisterung. Fahrgastverbände vermissen vor allem schnelle Maßnahmen, um den Verkehr in der Stadt zu entlasten, da die geplanten U-Bahn-Projekte nur langfristig zu realisieren sind. Pro Bahn fordert etwa Busspuren für alle Expressbuslinien und die Einführung weiterer Expresslinien. Bevor die U-Bahnen nach Freiham und Englschalking sowie die U 26-Querspange im Norden gebaut werden, solle ein Trambahnbetrieb eingerichtet werden, ähnlich wie einst in Neuperlach, bevor dorthin die U 5 fuhr.

Auch der Arbeitskreis Attraktiver Nahverkehr im Münchner Forum (AAN) vermisst noch so einiges an Verbesserungen, etwa weitere Tangenten im Norden und im Süden der Stadt. So fehle etwa eine direkte Verbindung von Moosach und Johanneskirchen, auch zwischen Harras und Giesing ist laut AAN keine Verbesserung für den ÖPNV in Sicht. Ebenso fehlten konkrete Aussagen zur Erschließung der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme Nordost. Was die Kosten für die geplanten U-Bahnprojekte angeht, so befürchtet AAN-Sprecher Berthold Maier gar, "dass die Fixierung auf teure Tunnellösungen kurzfristige und sinnvolle Maßnahmen verhindert". Die bereits im Nahverkehrsplan enthaltene Tram 24 zwischen Am Hart und Kieferngarten sei wegen mehr Haltestellen sinnvoller als eine U-Bahn und deutlich schneller zu realisieren. Der AAN vermutet, dass es in München am politischen Willen fehle, ein attraktives Trambahnnetz innerhalb des Mittleren Rings zu schaffen.

Die Aktion Münchner Fahrgäste mahnt ebenfalls zur Eile. Nicht nur der Bevölkerungszuwachs sei ein Problem für den Verkehr. Wenn die Tarifstruktur des MVV reformiert wird, rechnet der Verband mit einer zusätzlichen starken Zunahme an Passagieren.

© SZ vom 13.01.2018 / schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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