So kann man natürlich auch Verkehrspolitik betreiben. "Beim Bau neuer Trambahn-Strecken soll es jetzt zügig vorangehen", schrieb die Süddeutsche Zeitung über eine Initiative der SPD-Stadtratsfraktion zusammen mit dem MVV und den städtischen Verkehrsbetrieben - gemeint war explizit auch die Westtangente in der Fürstenrieder Straße.
Der Artikel erschien am 18. April 1996. Seitdem sind zwanzigeinhalb Jahre vergangen, gebaut wird immer noch nicht. Dafür haben sich CSU und SPD nun darauf verständigt, dass der Planungs- und Genehmigungsprozess weitergehen kann. Immerhin.
Nahverkehr in München:CSU gibt Widerstand gegen Westtangente auf
Nach langem Hin und Her einigt sich das Rathausbündnis auf die neue Trambahnlinie durch die Fürstenrieder Straße. Bei den Details knirscht es aber noch.
Ein Ruhmesblatt ist es trotzdem nicht, in welchem Tempo Verkehrsplanung in München oft läuft. Zur Erinnerung: Es geht hier nicht um einen Flughafen oder eine Weltraumbasis, sondern nur um neun Kilometer Straßenbahn. Oberirdisch, inmitten einer vorhandenen Verkehrsschneise. Es ist beileibe nicht das wichtigste Verkehrsprojekt der Stadt, immerhin könnte aber eine der sehnsüchtig erwarteten Tangenten entstehen. Und dafür mehr als zwanzig Jahre Diskussion? Noch ist nicht einmal klar, wann die ersten Züge tatsächlich rollen können.
So viel Pech muss ein sinnvolles Projekt erst einmal haben: Erst wird es unter Rot-Grün jahrelang ausgesessen, dann gerät es der CSU in die Fänge, die der Trambahn-Liebe unverdächtig ist. Die CSU hatte im Wahlkampf 2014 kräftig Stimmung gegen die Westtangente gemacht und betrieb dann Obstruktion: Mal musste hier, mal dort erneut geprüft oder nachgebessert werden - der Wille zum Unwillen war klar erkennbar.
Das Bündnispapier mit der SPD verbot ein kategorisches Nein, der vereinbarte Konsens bei der Entscheidung wiederum hinderte die SPD an der Suche nach anderen Mehrheiten. Möge es nun zügig vorangehen. Endlich.