Öffentlicher Nahverkehr:Der große Streik-Stundenplan

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Kommende Woche machen die Gewerkschaften ernst - am härtesten soll für München der Dienstag werden. Eine Übersicht über die Streik-Woche.

Dominik Hutter

Der Terminplan für den Nahverkehrsstreik steht - und das Datum, das es rot anzukreuzen gilt, ist der kommende Dienstag: Dann werden erneut U-Bahnen, Trambahnen und Busse stillstehen, die MVG richtet das schon vertraute Bus-Notnetz ein. Den Rest der Woche sind die Fahrer zwar im Einsatz. Da aber auch die Werkstätten bestreikt werden, dürften nach und nach immer mehr Fahrzeuge ausfallen.

Wer streik wann? Klicken Sie für die Großansicht! (Foto: Grafik: SZ)

Nach dem Scheitern des letzten Einigungsversuchs im Tarifstreit machen die Gewerkschaften Verdi und DBB-Tarifunion nun ernst: Am Sonntag um 22Uhr legen die Mitarbeiter der Technischen U-Bahn-Basis als erste das Werkzeug aus der Hand.

Bis zum Samstag nächster Woche wird in den Fröttmaninger Hallen nichts mehr repariert, sämtliche Wartungsarbeiten entfallen. Und weil auch die Rangierer mitstreiken, müssen möglicherweise einige U-Bahnzüge im Depot bleiben. Für die Fahrgäste dürfte dies anfangs nicht allzu schlimm sein.

Zumindest am Montag rechnet MVG-Chef Herbert König noch mit einem "weitgehend regulären Betrieb" - auch wenn um sechsUhr früh ein mehrtägiger Ausstand in der Tramhauptwerkstatt Ständlerstraße und in der Automatenwerkstatt beginnt.

Klar ist aber: Geht von da an etwas Gravierendes kaputt, sei es an einem Zug oder an den technischen Anlagen der U-Bahn, bedeutet dies einen Totalausfall auf unbestimmte Zeit. Gleiches gilt für die als störanfällig berüchtigten Fahrscheinautomaten, die obendrein nicht mehr nachgefüllt werden. "Ein Automat, der nicht funktioniert, nimmt kein Geld ein", erklärt Verdi-Verkehrssekretär Martin Marcinek lakonisch - das treffe die MVG ganz besonders. Geleert, so viel sei vorsichtshalber dazugesagt, werden die Automaten von einer Sicherheitsfirma, die am Streik nicht beteiligt ist.

Am Dienstag wird der Arbeitskampf auf das gesamte Unternehmen ausgeweitet. Von 3.30 Uhr früh bis 16 Uhr sind keine U-Bahnen, keine Trambahnen und nur wenige (Privat-)Busse unterwegs. Letztere bilden wieder das von vergangenen Streiks bekannte Notnetz, das sich vor allem an den Nachtlinien orientiert.

Um 16 Uhr treten zwar die Fahrer wieder zur Arbeit an. Weil aber der Ausstand in der Oberflächenleitstelle noch bis Mittwochfrüh andauert, müssen die Trambahnen im Depot ausharren. So schreibt es die Gesetzeslage vor.

Die U-Bahnen gehen dagegen von 16 Uhr an wieder auf die Strecke - wobei die Passagiere mit größeren Anlaufschwierigkeiten rechnen sollten. Denn es ist logistisch außerordentlich kompliziert, das System mitten am Tag von null auf das Niveau des abendlichen Berufsverkehrs hochzufahren.

Dieses Ei, so lässt sich vermuten, hat die Gewerkschaft der MVG absichtlich gelegt. Es wäre für das Unternehmen wesentlich einfacher gewesen, den Betrieb erst am nächsten Morgen wieder aufzunehmen.

Das Bus-Notnetz bleibt wegen des fortdauernden Tramausfalls bis zum Betriebsschluss bestehen. Ob zur Verstärkung nach 16 Uhr einige der bislang bestreikten MVG-Busse hinzustoßen, steht noch nicht fest. Ebenfalls am Dienstag beginnt der mehrtägige Streik in der Buswerkstatt Ost an der Truderinger Straße. Immerhin: Für dringende Reparaturen gibt es noch eine zweite Anlaufstelle in der Westendstraße.

Von Mittwoch bis einschließlich Samstag sind sowohl U-Bahn als auch Tram und Bus wieder unterwegs - allerdings gilt wegen des Werkstattstreiks das Prinzip: Je länger der Arbeitskampf dauert, desto weniger Fahrzeuge stehen zur Verfügung. Marcinek rechnet spätestens am Ende der Woche mit "empfindlichen Ausfällen". Denn U- und Trambahnen müssen regelmäßige Wartungsintervalle einhalten.

Steht dafür kein Personal bereit, bleibt vorerst nur der Weg aufs Abstellgleis. Wie es am Sonntag, 29. März, und den darauffolgenden Tagen weitergeht, will die Gewerkschaft rechtzeitig bekanntgeben.

Falls dann immer noch gestreikt wird: Denn Gewerkschaften wie Arbeitgeber beteuern ihre Gesprächsbereitschaft, um den Arbeitskampf möglichst kurz zu halten oder gar noch abzuwenden. Einen Termin für ein versöhnliches Treffen gibt es bislang jedoch nicht.

© SZ vom 21.03.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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