OB-Wahl:Marienplatz oder Mykonos

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Noch ist völlig offen, ob OB Christian Ude erneut antritt. Die Münchner SPD gerät bei der Entscheidung, wer für die Roten die Oberbürgermeister-Wahl 2008 gewinnen soll, zunehmend in Verzug.

Berthold Neff

Eigentlich wollte SPD-Stadtchef Franz Maget schon in der ersten Jahreshälfte 2006 geklärt sehen, ob Amtsinhaber Christian Ude sich zum vierten Mal vor den Karren spannen lässt. Diese Frist ist nun verstrichen, ohne dass auch nur annähernd ersichtlich wäre, was Ude anstrebt: Ein neues Leben auf Mykonos jenseits der Politik oder aber ein weiteres Mandat an der Rathaus-Spitze.

Wie oft will er noch anzapfen? Christian Udes Entscheidung steht aus, ob er nochmals für das Oberbürgermeisteramt kandidieren will. (Foto: Foto: dpa)

Da Ude selber als Termin für seine Entscheidung "Sommer bis Herbst 2006" genannt hat, dürfte nicht damit zu rechnen sein, dass er bereits am Donnerstagabend Tacheles redet - bei seiner Presserunde vor der Sommerpause.

SPD braucht Ude als Zugpferd

Allerdings deutet einiges darauf hin, dass es der SPD erspart bleibt, auf die Schnelle einen OB-Kandidaten aus dem Hut zu zaubern, weil Ude es doch noch einmal macht. Ude weiß durchaus, dass die SPD ihn als Zugpferd braucht, um sich bei der Kommunalwahl den Sieg oder zumindest die (rot-grüne) Mehrheit zu sichern.

Aber vielleicht tritt Ude an, weil ihm Politik Spaß macht - vor allem auf höchster Ebene. Seitdem er vor gut einem Jahr zum Präsidenten des Deutschen Städtetags gewählt wurde, kann er nicht nur im Rathaus, sondern bundesweit glänzen. Im nächsten Jahr könnte er sich für weitere zwei Jahre in dieses Spitzenamt wählen lassen und bis 2009 amtieren. Das geht aber nicht ohne die OB-Kandidatur 2008.

Andererseits ist es so, dass die SPD mit ihrem Zaudern, das vor allem der CSU schaden sollte, sich nun in Zugzwang gesetzt hat. Die von Ude einst im SZ-Gespräch ins Spiel gebrachten Nachfolge-Kandidaten (zwei Männer, eine Frau) sind nach wie vor unbekannt. Selbst wenn sie jetzt ins Rampenlicht eilten, bliebe ihnen nicht mehr genügend Zeit, ihren Bekanntheitsgrad gewinnversprechend zu steigern.

Früherer Juso-Chef entfällt als Kandidat

Einer, der bisher stets als Geheimtipp galt, ist ohnedies aus dem Rennen. Wie die SZ berichtete, soll der frühere Juso-Chef Florian Bieberbach in die Führungs-Etage der Stadtwerke aufrücken und im Wahljahr 2008 sogar oberster Stadtwerke-Chef werden. Dann dürfte er noch weniger Lust als heute verspüren, den fast dreimal schlechter dotierten Chef-Posten im Rathaus anzunehmen.

Es erscheint auch wenig wahrscheinlich, dass die SPD schon 2008 eine Frau -etwa die neue Bürgermeisterin Christine Strobl - ins OB-Rennen schickt. Zwar hat auch Ude erst einmal auf dem Bürgermeisterposten das Regieren geübt, aber er hatte unter Georg Kronawitter gut drei Jahre Zeit, sich auf das Duell gegen Peter Gauweiler von der CSU und das neue Amt vorzubereiten.

Eine Personalie, die Ude am Donnerstag verkünden wird, sollte man aber nicht als Indiz für die OB-Kandidatur auffassen. Jürgen Bühl, PR-Experte und Pressesprecher der SPD-Fraktion, wechselt zwar ins OB-Büro. Einen PR-Feldzug wird Ude 2008 zum Sieg aber sicher nicht brauchen.

© SZ vom 25.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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