Neujahrspredigten:Kirche braucht Erneuerung

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Missbrauchsskandal: Kardinal Marx prangert Versagen an

Von Jakob Wetzel

Angesichts ihres eigenen Versagens müsse sich die katholische Kirche dringend verändern - das hat der Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, zum Jahreswechsel gefordert. Die Kirche habe sich unfähig gezeigt, auf Missstände angemessen zu reagieren. Das gelte "gerade für uns als Verantwortliche in der Kirche und besonders im Blick auf das ungeheure Geschehen des sexuellen Missbrauchs, das im Kern ein Missbrauch geistlicher Macht war und ist", sagte der Kardinal, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, laut Manuskript in seiner Jahresabschlusspredigt am Montag in der Frauenkirche in München.

Jetzt sei mehr gefordert, als nur das Vorgefallene unabhängig überprüfen zu lassen, es aufzuarbeiten und Prävention zu betreiben, so Marx weiter. Es müsse darum gehen, die Verantwortung zu verteilen, die Menschen stärker an ihrer Kirche zu beteiligen und alle Christinnen und Christen ernstzunehmen. Die Kirche müsse sich von Kategorien wie "links und rechts, konservativ und progressiv" freimachen und auf die konkrete Gegenwart blicken. Sie dürfe sich zwar auch nicht "einfach einem wie auch immer gearteten Zeitgeist unterwerfen", dennoch sei eine Erneuerung nötig. "Natürlich stehen wir in einer großen Tradition. Aber es ist keine abgeschlossene Tradition", so Marx. "Es ist ein Weg in die Zukunft."

Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, richtete den Blick in seiner Neujahrsbotschaft hingegen verstärkt auf die deutsche Außenpolitik. Er fordert, 2019 müsse ein "Jahr des Friedens" werden. Scharf kritisierte er die deutschen Rüstungsexporte. "Am Reden vom Frieden fehlt es nicht. Am Handeln manchmal schon", so Bedford-Strohm. Deutschland sei noch immer der viertgrößte Waffen-Exporteur der Welt. Es gebe zwar Versuche, die Produktion und Weitergabe von Kriegswaffen zu rechtfertigen. Doch wo Waffen nicht zur polizeilichen Sicherung des Rechts verwendet würden, verbreiteten sie vor allem Schrecken. Frieden könne nur entstehen, wo "die Spirale der Gewalt durchbrochen wird", so der Landesbischof. Militärische Gewalt bedeute immer eine Niederlage. "Waffen dürfen nie gesegnet werden."

© SZ vom 02.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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