Neuer Vorstoß:Flanieren statt fahren

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Für ein Wochenende blieb beim Testlauf 2013 der Verkehr auf der Wittelsbacherstraße ausgesperrt. (Foto: Catherina Hess)

Benjamin David will die 3,8 Kilometer lange Isarparallele 2016 zum Boulevard machen

Von Thomas Anlauf

Fußgänger auf einer stark befahrenen Straße? Viele Autofahrer finden eine derartige Vorstellung absurd. Die Isarparallele zwischen Prinzregentenstraße im Norden und Wittelsbacherbrücke im Süden ist so eine Verkehrstrasse, auf der täglich bis zu 40 000 Fahrzeuge mitten durch die Stadt fahren. Vor zwei Jahren gab es einen Testlauf, die Straße am Westufer der Isar am Wochenende zu sperren - die Zustimmung der Rathauspolitiker für einen temporären Isarboulevard war groß. Die damaligen Oberbürgermeisterkandidaten Dieter Reiter (SPD), Josef Schmid (CSU) und Sabine Nallinger (Grüne) unterstützten das Modellprojekt, im Juni 2013 wurde in der Wittelsbacher Straße der Verkehr ein Wochenende lang ausgesperrt. Doch bei dem Testversuch blieb es bislang. Jetzt wagt Benjamin David von den Urbanauten einen neuen Vorstoß: Er will eine 3,8 Kilometer lange Fußgängerzone entlang der Isar schaffen, ganz ohne Kommerz. Doch dafür müsste die Stadt finanziell einspringen.

Mit 300 000 Euro Kosten rechnet David für einen zweitägigen Isarboulevard, 200 000 Euro könnten die Kultureinrichtungen und Verbände aufbringen, die sich laut David an der Veranstaltung beteiligen wollen. 100 000 Euro müsste entsprechend die Stadt aufbringen, um ein nichtkommerzielles Straßenfest auf die Beine zu stellen. Dabei handelt es sich laut Urbanauten um Kosten für Sachleistungen, etwa die Straßenreinigung oder das Erstellen eines Verkehrskonzepts. David ist klar, dass eine Debatte über den neuen Ansatz, die Stadt mit ins Boot zu holen, Zeit braucht. Deshalb ist auch ein neuer Isarboulevard erst für 2016 angedacht.

An diesem Dienstag diskutiert der Kreisverwaltungsausschuss über die Pläne. Kritik gibt es im Vorfeld bereits über das fehlende Verkehrskonzept. Das Polizeipräsidium hat Bedenken, weil die Isarparallele eine Entlastungsstrecke für die Münchner Innenstadt ist und von einer Straßensperrung Hunderte Anwohner betroffen wären, die womöglich nicht in ihre Tiefgaragen könnten. Das Planungsreferat hält eine Straßensperrung über das gesamte Wochenende für zu lang. Nicht akzeptabel findet die Münchner Verkehrsgesellschaft, dass die Linienbusse über die lange Strecke entlang der Isar nur in Schrittgeschwindigkeit fahren dürften. Die MVG fordert deshalb, dass mindestens eine Busspur freigehalten wird. Dennoch kann sich das Kreisverwaltungsreferat einen Isarboulevard "grundsätzlich" vorstellen, wenn ein schlüssiges Verkehrskonzept vorliegt. Darüber macht sich Urbanauten-Chef David gerade Gedanken.

© SZ vom 28.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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