Neuer Stimmkreis Mitte:Zwei rote Inseln im schwarzen Meer

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Das Statistische Landesamt hat errechnet, wie die Wahl vor fünf Jahren ausgegangen wäre, hätte es schon damals in München neun Stimmkreise gegeben und nicht nur acht

Von Dominik Hutter

Ruth Waldmann hätte es trotzdem geschafft. Wäre München bei der Landtagswahl 2013 schon in neun statt der damaligen acht Stimmkreise eingeteilt gewesen, hätte die SPD-Kandidatin in Milbertshofen 33,8 Prozent erhalten, das entspricht exakt ihrem Ergebnis im alten Zuschnitt. Jedoch wäre ihr Mechthilde Wittmann (CSU) mit 32,6 Prozent um 0,3 Prozentpunkte dichter auf den Fersen gewesen, die Grüne Katharina Schulze hätte hingegen auf 0,2 Prozentpunkte verzichten müssen. Waldmann wäre jedoch nicht mehr die einzige siegreiche SPD-Direktkandidatin Bayerns gewesen. Im Stimmkreis München-Mitte hätten ebenfalls die Sozialdemokraten gewonnen: 32,3 Prozent bei den Erst- und 35,5 Prozent bei den Gesamtstimmen. Die CSU hätte bei 24,8 Prozent der Erststimmen (24,9 gesamt) gelegen und die Grünen bei 22,4 (20,5). Wäre, hätte, wenn. Tatsächlich gab es 2013 den Stimmkreis München-Mitte noch nicht. Er spielt erst bei der anstehenden Wahl am 14. Oktober eine Rolle, der Bevölkerungsanstieg Münchens hat ihn notwendig gemacht. Zusammengesetzt wurde er aus Teilen der Stimmkreise Hadern, Bogenhausen, Giesing und Schwabing; er umfasst die südliche Innenstadt mit dem Westend, die Isarvorstadt sowie Teile von Haidhausen und Giesing. Also eher rot-grün geprägte Quartiere. Auch Milbertshofen muss einige Straßenzüge abgeben, allerdings an den Nachbarn Moosach. Der wiederum tritt Teile Laims an Hadern ab. Das Landesamt für Statistik hat nun ausgerechnet, wie die Wahl ausgegangen wäre, hätte schon 2013 die aktuelle Stimmkreiseinteilung gegolten. Neben den beiden roten Inseln Mitte und Milbertshofen hätte die CSU auch nach neuem Zuschnitt alle Direktmandate in München abgeräumt. Oft sogar mit größerem Vorsprung, da ja die tendenziell zu SPD und Grünen neigenden zentrumsnahe Stadtteile an den neuen Stimmkreis Mitte abgegeben werden. Dieser Effekt überrascht nicht, die beiden Oppositionsparteien hatten der CSU schon bei der Debatte über die Neueinteilung wahlstrategische Absichten vorgeworfen. Tatsächlich zeigt sich in der Umrechnung der Erststimmen-Ergebnisse von 2013 in Hadern, Bogenhausen, Giesing und Schwabing derselbe Effekt: Die CSU ist überall stärker, SPD und Grüne sind schwächer. Im schwer umkämpften Schwabing wächst die Differenz zwischen Erst- und Zweitplatziertem von 2,4 auf 4,9 Prozentpunkte, in Hadern von 6,4 auf 9, in Giesing von 4,7 auf 5,6 und in Bogenhausen sogar von 7,4 auf 12,8.

© SZ vom 21.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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