Neuer Spielort:Alles Mögliche

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Am Samstag ist Premiere im Hofspielhaus von Christiane Brammer. (Foto: Catherina Hess)

Mit einem literarischen Salon eröffnet Christiane Brammer ihr Hofspielhaus - künftig gibt es dort Theater, Kabarett und "kuscheligen Adventstee"

Von Hannah Vogel, München

In der Luft liegt noch immer der Geruch von frischer Farbe. Nicht aufdringlich, aber präsent genug, um den Besucher auf die erst kürzlich abgeschlossenen Renovierungsarbeiten im Hofspielhaus aufmerksam zu machen. Geschmackvolle Sitzgelegenheiten warten vor einer mit Stoff bespannten Wand auf die ersten Gäste, eine Treppe windet sich nach unten ins Kellergewölbe. Von dort sind energische Stimmen zu hören, die Proben für das erste Theaterstück verlaufen offenbar nicht ohne Diskussionen.

"Hier ist alles möglich, hier darf alles sein", dieser Satz leuchtet in Neonröhrenoptik von den Karten, die auf die bevorstehende Eröffnung des Hofspielhauses hinweisen. Für Christiane Brammer spiegelt er die Philosophie ihres Theaters wider. Die Schauspielerin, Kabarettistin und klassische Sängerin möchte, dass Künstler und Besucher die Räume für sich erobern und in ihrem Sinne umgestalten. Die braunen und purpurnen Kunststoffstühle können verstellt, selbst die Bühnenteile neu angeordnet werden. Im Sommer wird es Veranstaltungen geben, die unter dem von Sternen überdachten Innenhof stattfinden. Überzeugen sollen die gerade mal 120 Quadratmeter des Hofspielhauses durch ihren Wohnzimmercharakter. Das Kellergewölbe fasst 70 Personen, im Innenhof finden 40 Gäste Platz. "Wo im Herzen von München können Menschen Künstlern so nah begegnen?", fragt Christiane Brammer, deren Theater in der ruhigen Falkenturmstraße zwischen Staatsoper, Residenztheater und Kammerspielen liegt.

An die Mischung aus Theater, Kabarett und Musik des Hofspielhauses erhebt Christiane Brammer einen hohen Anspruch: "Was die Zuschauer hier erleben, soll ihnen Freude bereiten, sie beflügeln und ihre Synapsen anders verschalten." Eröffnen wird das Hofspielhaus an diesem Samstag mit der Wiederbelebung des literarischen und musikalischen Salons. Als Gäste empfängt Christiane Brammer Julia von Miller, Dominik Wilgenbus, Maximilian Nowka und Moses Wolff, die über das vergangene und derzeitige Münchner Künstlerleben referieren und philosophieren. Vier Theaterstücke sind bisher als Eigenproduktionen geplant. Als Auftakt wird im Oktober Stefan Kastners "Die Sphinx von Giesing" gespielt. Christiane Brammer ist dort in einer kurzen Gastrolle, ihre Mutter Inge Rassaerts als eine von drei Hauptdarstellern zu sehen. "Schwestern" des Niederländers Theo Fransz führt Kinder im November auf berührende Weise an den Umgang mit dem Tod heran. Dazu möchte Christiane Brammer auch junge Flüchtlinge in die Vorstellungen einladen. Schließlich seien viele von ihnen direkt mit diesem Thema konfrontiert worden, so Brammer. Begleitend wird sie auch eine Stadtführung für diese Kinder und Jugendlichen anbieten.

Auf eine kabarettistische Reise durch München begibt sich André Hartmann in "Rikscha Sightseeing von A bis Z" im Januar. Die wechselnde Prominenz auf seiner Rückbank spielt er gleich mit. Und der Regisseur Dominik Wilgenbus wird im April eine Operette zeigen, wahrscheinlich auf dem Platzl vor dem Hofspielhaus. Außerdem soll es einen "kuscheligen Adventstee", "eine total verrückte Silvesterfeier", ein Kochkabarett zu Ostern und Pfingstopernfestspielchen geben. Begleitend zu jeder Veranstaltung wird ein themenbezogenes Menü angeboten, bei dem Künstler und Zuschauer ins Gespräch kommen sollen.

Christiane Brammer lebt im Hofspielhaus ihre künstlerische Freiheit aus, sie genießt es, keine Kompromisse schließen zu müssen - nicht mehr. Von 2009 bis 2010 hatte sie mit Künstlerkollegin Susanne Rohrer bereits eine eigene Theater- und Kabarettbühne, das "Rohrer & Brammer". Aufgrund eines Zerwürfnisses mit dem Miteigentümer Andre Bahlo gaben sie dieses Projekt jedoch wieder auf.

Neben den kulturellen Veranstaltungen möchte Christiane Brammer ihre Theaterräume für eigene Coaching-Seminare nutzen oder sie auch für Feiern und Firmenevents vermieten. "Denn mit der Kunst kann ich kein Geld verdienen", sagt sie trocken.

© SZ vom 17.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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