Neuer Abschnitt :Über die A 94 wird weiter gestritten

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Die Autobahn durchs Isental soll im September freigegeben werden - und spaltet Leser wie eh und je

"Ende Gelände" vom 19. August:

Demokratische Farce

Der ehemalige Mühldorfer Bürgermeister Knoblauch und Verkehrsminister Reichhart schwelgen angesichts der baldigen A-94-Eröffnung in peinlicher, ignoranter Euphorie ("Ein Traum wird befahrbar"). Ohne jedes Bewusstsein für die Ambivalenz dieses Unternehmens, ohne Respekt für betroffene Anwohnerinnen und Anwohner, unterstellt der eine manchen Autobahngegnern Unglaubwürdigkeit, der andere beansprucht den vermeintlichen zukünftigen Beifall der Kinder der Protestierer für sich. Viele der Letzteren sind inzwischen erwachsen - und haben über die Vorgänge um das Zustandekommen der Autobahntrasse über Dorfen manches gelernt: allerdings gerade kein Lehrstück über Demokratie und ein Ernstnehmen der Bürger/-innen seitens der Politik, im Gegenteil.

Zu lernen war: Wer die Macht hat, setzt sich durch - nicht mit Argumenten, einfach nur, weil er kann - entgegen dem Willen eines großen Teils der Bevölkerung, entgegen den Ergebnissen der selbst in Auftrag gegebenen Gutachten, trotz viel höherer Kosten jetzt und bei den Sanierungen für die nächsten Generationen, trotz einer gigantischen Veränderung der bisherigen Landschaft, trotz des anstehenden Wandels unserer Mobilität. Damit man künftig wunderbar neben den Zuggleisen auf der Autobahn nach München fahren kann... Es bleibt ein sehr bitterer Geschmack bei denen, die in Solidarität für heutige und kommende Generationen mit vielfältigen Argumenten und Gutachten, unglaublichem zeitlichen und finanziellen Engagement für eine verträglichere Lösung gekämpft haben. Es bleibt Sprachlosigkeit angesichts der riesigen, unumkehrbaren Landschaftszerstörung, und es bleibt ein Schaden hinsichtlich unserer demokratischen Spielregeln. Danke den Widerständlern der ersten Reihe, die uns mit ihrem Einsatz zeigten, was Demokratie und Verantwortung eigentlich wäre! Monika Schwarzenböck, Josef Schwarzenböck, Sankt Wolfgang

Besserwisser-Orgien

Der Artikel beschäftigt sich mit einem 25 Jahre langen Widerstand gegen den Ausbau der Autobahn A 94 durch das Isental, der letztlich das Projekt zurecht nicht verhindern konnte.

In einem wenig reflektierten Artikel wird der Eindruck erweckt, als wäre es ein gesellschaftlicher Erfolg, den Heiner Müller-Ermann mit jahrzehntelangem Widerstand nun feiern könnte. Tatsächlich haben letztlich sinnlose Streitigkeiten, Prozesse, Demonstrationen und Aktionen riesige Mengen an Geld und Zeit verschlungen.

Keine Zeile zeigt auf, welch unglaubliche Summen an Steuergeldverschwendung durch eine kleine Gruppe von Widerständlern "erreicht" worden ist. Auch kein Wort zu zeitlichen Verzögerungen und zu den Verletzten und Toten, die auch wegen des fehlenden Ausbaus der Autobahnverbindung auf der B 12 zu beklagen waren.

Wenn es eine Lehre aus diesem Autobahnbauprojekt gibt, dann wohl eher die, dass der "Rechtsmittelstaat" zugunsten der gesamtgesellschaftlichen Interessen zurückgeschnitten werden sollte. Solche Prozess- und Besserwisser-Orgien, wie sie beim Bau der A 94 an der Tagesordnung sind und waren, braucht kein Land. Wie das geht? Einfach genau so, wie es nach der Wiedervereinigung für die Projekte in den neuen Ländern "Umsetzungserleichterungen" gegeben hat!

Vielleicht merken ja auch Journalisten irgendwann mal, dass "Interessen-Individualität und Prozess-Hanselei" keine Qualität an und für sich ist. Neben dem Ich gibt es ein wichtigeres Wir! Heiner Müller-Ermann hat nichts Gutes mit bewirkt - er hat der Gemeinschaft riesig geschadet, und dafür sollte er mindestens moralisch Verantwortung übernehmen und nicht so tun, als sei er ein Guter. Ist er nicht!

Werner Reischl, Erding

© SZ vom 31.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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