Neue Schleusentechnik:Gegen Fischtod in Kraftwerken

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Wenn die Tiere wandern, brauchen sie Durchlässigkeit

"Überlebenskampf der Fische" vom 15. Mai:

Ihr gut strukturierter Artikel betrifft ein Thema, mit dem ich in meiner Zeit als Erster Vorsitzender der Zwangsfischereigenossenschaft der Niederbayerischen Donau und jetziger Ehrenvorsitzender über mehr als 30 Jahre berührt war. In der Tat erleiden abwandernde Fische wie zum Beispiel der Aal bis zu 90 Prozent Turbinenschäden, die in der Regel tödlich sind.

Nun hat es auf dem Abschnitt der Donau zwischen Straubing und Passau Versuche gegeben, diesem Übel Einhalt zu gebieten, die - bei allem guten Willen bei den Kraftwerksbetreibern - insgesamt zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt haben. So wurde an der Schleuse Straubing ein sogenannter Bürstenpass von etwa 300 Meter Länge errichtet, der den Fischaufstieg, aber nicht den für die Fischmigration erforderlichen Abstieg ermöglicht.

Um die schlimmsten Schäden auszugleichen, hat sich die Genossenschaft mit den Kraftwerksbetreibern auf eine finanzielle Entschädigung geeinigt, wobei sichergestellt ist, dass die Zahlungen zu 100 Prozent in den Fischbesatz gelangen.

Umso erfreulicher ist es, dass nunmehr in einem vergleichbaren Fall die "Kraftwerk am Höllenstein AG" im Schwarzen Regen bei Bad Kötzting ein Verfahren des Fischaufstiegs und -abstiegs entwickelt hat. Das Verfahren wurde mittlerweile mit dem deutschen und europäischen Patent ausgezeichnet. Durch die vom Werkleiter der AG entwickelte Nutzung der Fischschleuse lassen sich idealerweise die Zielsetzung der Ökologie und Wirtschaftlichkeit verbinden, da das für den Betrieb der Schleuse benötigte Wasser zu keinem Erzeugungsverlust führt.

Zentrum des revolutionären Systems ist die Druckkammerschleuse, die so funktioniert: Mit einer Lockströmung werden wanderwillige Fische in die Schleusenkammer gelockt. In variabel einstellbaren Zeitintervallen wird das unterwasserseitige Einstiegsschott geschlossen und in der Schleusenkammer mittels Schieber der Oberwasserdruck aufgebaut. Herrscht in der Schleusenkammer der gleiche Druck wie im Oberwasser, wird das oberwasserseitige Schott geöffnet. Durch einen einstellbaren Abfluss aus der Schleusenkammer entsteht eine erneute Lockströmung, die die Fische gegen die Strömung zum Ausschwimmen ins Oberwasser animiert. Anschließend wird der Fischausstieg (Oberwasserschott) wieder geschlossen und der Unterwasserdruck wieder hergestellt. Bei abwanderungsbereiten Fischen wird das Verfahren umgekehrt.

Für dieses System werden circa 500 Liter Wasser pro Sekunde benötigt, die nicht mehr für die Stromerzeugung zur Verfügung stehen. Durch ein ausgeklügeltes Rohrsystem und den Einbau eines Turbinenaggregates kann auch dieses Wasser für die Stromerzeugung genutzt werden. Dieses Verfahren ist dankenswerter Weise vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz begleitet und gefördert worden.

Es wäre aus Sicht der Fischerei wünschenswert, wenn dieses bahnbrechende Verfahren von möglichst vielen Kraftwerksbetreibern nachgerüstet würde.

Dr. Ludwig Burger, Straubing

© SZ vom 23.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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