Neubau in der Fußgängerzone:Elegant, filigran und zeitgemäß

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Das Karstadt-Kaufhaus am Dom ist Geschichte: Ein modernes Gebäude soll die graue Fassade ersetzen und ein Zeichen gegen eintönige Glas- und Betonbauten sein.

A. Dürr

Im Karstadt am Dom sind längst die Lichter ausgegangen. Das Kaufhaus inmitten der Fußgängerzone ist schon seit einigen Wochen für immer geschlossen. Nun gibt es Platz für Neues: Anstelle des 1962 errichteten Gebäudes mit seiner grauen Einheitsfassade kommt in eine der prominentesten Einkaufslagen der Stadt ein moderner Geschäfts-, Büro- und Wohnkomplex. Wie dieser einmal aussehen könnte, steht nun fest. Den Architekturwettbewerb hat das Büro Kuehn Malvezzi gewonnen.

Die Regale im Karstadt am Dom sind längst leer. An die Stelle des geschlossenen Kaufhauses soll ein moderner Geschäfts-, Büro- und Wohnkomplex entstehen. (Foto: Foto: Robert Haas)

Auf den zweiten Platz kam das Büro Max Dudler, den dritten Rang belegten Kleihues und Kleihues Architekten. Alle drei Büros haben ihren Sitz in Berlin. Eines davon will Schörghubers Bayerische Bau- und Immobilien-Gruppe (BBIG) mit der Gestaltung des Neubaus beauftragen. Die endgültige Entscheidung soll in den nächsten Wochen fallen.

Die Präferenz ist allerdings klar. Der erste Preisträger überzeuge mit seinem "eleganten Entwurf", sagte BBIG-Chef Jürgen Büllesbach. Die Architekten hätten eine Fassade entwickelt, die ein städtebauliches Zeichen setze: "Das ist ein überzeugendes Statement gegen die Vereinheitlichung und Banalisierung der Innenstädte mit ihren gleichförmig gestalteten Glas- und Betonkomplexen." Außerdem zeichne sich der Entwurf durch ein sehr flexibles und durchdachtes Nutzungskonzept aus.

Nach dem aktuellen Planungsstand gliedert sich der Neubau, der genau gegenüber dem historischen Ensemble der Alten Akademie und der Michaelskirche liegt, in ein Haus mit sechs oberirdischen Stockwerken und vier Untergeschossen.

Entstehen wird kein klassisches Kaufhaus mehr, stattdessen gibt es individuelle Shop-Lösungen mit klar umrissenen Verkaufsflächen. Welche Art von Geschäften in welcher Größe und Luxuskategorie sich hier präsentieren werden, weiß Büllesbach noch nicht. Sicher ist jedenfalls, dass bereits jetzt die Interessenten Schlange stehen.

Die bisherige Hochgarage wird in zwei Untergeschosse verlegt. Die künftigen Einzelhandelsflächen verteilen sich auf das Erdgeschoss, drei Obergeschosse und ein Untergeschoss. In die vierte und fünfte Etage kommen Büros und Wohnungen. Die allerunterste Etage ist für Anlieferungen, Lager und technische Zentralen vorgesehen. Mehrere Lichthöfe sind im Inneren des Bauwerks geplant. Im kommenden Oktober beginnen die Abrissarbeiten, fertig soll das Haus im Jahr 2013 sein.

Stadtbaurätin Elisabeth Merk lobte die Architekten für ihr "engagiertes Herangehen an eine sehr spannende Aufgabe". Und diese Aufgabe bestehe darin, Tradition und Moderne in der Fußgängerzone zu verbinden. Dazu zählten eben abwechslungsreich gegliederte Fassaden und ausgeprägte Dachlandschaften.

Alle Preisträger hätten dem neuen Bauwerk ein Erscheinungsbild gegeben, das sowohl der Historie Rechnung trage als auch dem speziellen Ort in der Fußgängerzone zum Beispiel mit filigranen Metallprofilen an der Fassade eine "neue zeitgemäße Gestalt" gebe. In der Neuhauser Straße 19 bis 21 befanden sich früher die Gebäude der Pschorr-Bierhallen. Hier war das Stammhaus der Brauerei, das im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört wurde.

Das Grundstück zwischen der Neuhauser Straße, der Eisenmannstraße und dem Altheimer Eck ist 5000 Quadratmeter groß. Dieses Bauvorhaben gilt der Stadtbaurätin auch als ein herausragendes Beispiel dafür, "wie sich das Innere der Stadt erneuert". Gerade im Hackenviertel stehen zur Zeit größere Veränderungen an.

Der Umbau des ehemaligen Areals des Süddeutschen Verlags läuft zwar schleppend, aber irgendwann einmal werden das Gelände an der Sendlinger Straße und die Verbindung zur Fußgängerzone neu gestaltet sein. Ein weiterer Baustein der Stadterneuerung ist nun das Schörghuber-Objekt.

Das bayerische Finanzministerium zögert noch angesichts der andauernden allgemeinen Wirtschaftskrise, das Areal der Alten Akademie auf den Markt zu bringen. Auch hier ist der Umbau in ein Büro-, Geschäfts- und Wohnareal geplant.

Die Münchner Fußgängerzone gilt als eine der attraktivsten Einkaufsmeilen Europas. Die Bayerische Bau- und Immobilien-Gruppe, die einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in ihr aktuelles Objekt investiert, ist bereits mit dem neu gebauten Benetton-Store in der Kaufingerstraße und dem Hugendubel-Gebäude am Marienplatz vertreten. Außerdem hat das Immobilienunternehmen den Alten Hof saniert und umgebaut.

© SZ vom 04.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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