Nazi-Parolen und Hakenkreuze:Schulen wehren sich gegen rechte Attacke

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Von Martin Bernstein

Mit Empörung haben viele Schüler des Schulzentrums Nordhaide auf die Nazi-Parolen und Hakenkreuze reagiert, die in der Nacht zum Sonntag auf die Mauern der im Herbst bezogenen Schule gesprüht worden sind. Der Staatsschutz der Münchner Polizei hat inzwischen Ermittlungen wegen Volksverhetzung aufgenommen - Schüler und Lehrer der städtischen Berufsoberschule für Wirtschaft (BOS) und der Robert-Bosch-Fachoberschule (FOS) haben der rechtsradikalen Attacke auf ihre Weise geantwortet: Gleich in der ersten Stunde begannen sie am Montag damit, Plakate zu zeichnen und in die Fenster ihrer Klassenzimmer zu hängen. Auch die Schmierereien wurden mit Plakaten abgedeckt, bis sie mit einem Hochdruckreiniger entfernt werden können. Die Schüler, so FOS-Leiter Johann Denk, wollten "dem Rassismus deutlich die rote Karte zeigen".

Oberstudiendirektor Karl Henghuber glaubt nicht, dass seine BOS zufälliges Ziel der Attacke war: Die jungen Erwachsenen, die die BOS besuchen, engagieren sich schon seit längerem für Flüchtlinge. Im März wurde die Schule für ihr Bemühen um einen respektvollen Umgang aller Menschen in der Stadt sowie für interkulturellen Dialog und Begegnung mit dem Mosaik-Jugendpreis der Städte München und Nürnberg ausgezeichnet. Und erst vor einer Woche hat die BOS als 35. Münchner Schule den Titel "Schule ohne Rassismus" erhalten - verbunden mit einem Spendenlauf durchs Hasenbergl, dessen Erlös von 5000 Euro Flüchtlingsorganisationen zur Verfügung gestellt wird. In seiner Durchsage an die Schüler sagte Henghuber am Montag, der Anschlag, so schlimm er sei, sei auch ein Zeichen dafür, "dass unsere Aktivitäten eine Außenwirkung haben". Die Schüler planen noch für diese Woche eine Kundgebung auf dem Pausenhof.

Die Zahl rechter Schmierereien und ähnlicher Propagandadelikte nimmt in München erkennbar zu. Experten sehen das mit Sorge - und auch, dass sich im Norden der Stadt offenbar ein Schwerpunkt entwickelt. Im vergangenen Jahr marschierten die Neonazi-Parteien "Die Rechte" und "Der III. Weg" vorm Einkaufszentrum Mira auf, das der Schule direkt gegenüber liegt. Auf die Flüchtlingsunterkunft in der nahen Neuherbergstraße warfen Anfang März drei 16 und 17 Jahre alte Jugendliche Brandsätze, nachdem die Baustelle bereits im Dezember zweimal angegriffen worden war. Ende Februar hatte die NPD auf drei Kundgebungen im Umfeld gegen die Unterkunft Stimmung gemacht.

Die Schulhauswand, an die die Parolen gesprüht wurden, ist von der Schleißheimer Straße und vom Einkaufszentrum aus gut einsehbar. Die Parolen wurden offenbar mit großem Zeitaufwand und planmäßig angebracht.

© SZ vom 26.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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