Naturwissenschaften:Folgenschwerer Bedeutungsverlust

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"Alles verpufft" vom 16. Oktober:

Ist der Mint-Kompetenzverlust noch aufzuhalten? In den letzten Jahren ist zunehmend ein sehr beunruhigender Trend in der bayerischen gymnasialen Oberstufe festzustellen, nämlich der rasante Bedeutungsverlust der Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik; d. Red.). Man mag zwar argumentieren, dass durch die Einführung von Deutsch, Mathematik und mindestens einer Fremdsprache als Abiturfach den Jugendlichen die Möglichkeit zu einem allgemeineren Reifezeugnis offeriert wird, allerdings ist dies aufgrund unserer Gesellschaftsentwicklung wohl zu kurz gedacht.

In diesem Zusammenhang ist mit der Einführung des G8 - neben den bereits im Artikel "Alles verpufft" ausgeführten Problembereichen - eine weitere einschneidende Änderung in der bayerischen gymnasialen Oberstufe zu nennen: die Abschaffung des Leistungskursprinzips.

Dadurch wurde den Schülern die Möglichkeit genommen, zumindest zwei Fächer nach ihren Interessen für die Abiturprüfung zu wählen, um ihren Interessensneigungen vertieft nachgehen zu können. Dies ermöglichte nicht nur ein wissenschaftsorientiertes, nachhaltiges Auseinandersetzen mit dem Unterrichtsstoff, sondern auch eine Plattform, um sich auf ein geplantes Studium in den jeweiligen Fachbereichen gezielt vorbereiten zu können. Das Leistungskursprinzip war gerade für die Mint-Fächer von grundlegender Relevanz, da hierdurch das dringend notwendige Verknüpfen von Theorie und Praxis im Rahmen von Experiment-basierten Aufgabenstellungen mit einem entsprechenden Wochenstundenkontingent gewährleistet werden konnte.

In diesem Kontext möchte ich eine zentrale Aussage von Max Planck aufgreifen, die diese Zusammenhänge - insbesondere für den Mint-Bereich - nachhaltig unterstreicht: "Theorie und Experiment, sie gehören zusammen, eines ohne das andere bleibt unfruchtbar. Theorien ohne Experimente sind leer, Experimente ohne Theorie sind blind." Leider fehlt in der jetzigen gymnasialen Oberstufe in zahlreichen Mint-Fächern durch das verkürzte Stundenkontingent oftmals die Zeit, die anspruchsvollen Lehrplaninhalte mit den dazugehörigen Experimenten zu verknüpfen. Vor diesem Hintergrund ist also nicht verwunderlich, dass sich viele Schüler gegen die Belegung von Mint-Fächern in der gymnasialen Oberstufe entscheiden. Allerdings gilt es zu bedenken, dass die heutige Gesellschaft zunehmend von den Inhalten der Mint-Fächer geprägt wird, die nicht zuletzt auch unseren hohen Lebensstandard gewährleisten.

Sollte dieser rasante Bedeutungsschwund der Mint-Fächer in der gymnasialen Oberstufe weiter anhalten, wird dies an den Universitäten unweigerlich zu deutlich verringerten Mint-Studienzahlen und damit zu einem massiven Mint-Kompetenzverlust in Bayern führen. Dr. Peter Neth, Marktoberdorf

© SZ vom 22.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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