Nahverkehr:Simples System, gerechte Tarife

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DGB-Jugend fordert für Schüler und Azubis das Ein-Euro-Ticket

Von Jasmin Siebert

Auf seinem Weg von Grafing zu wechselnden Baustellen in der Münchner Innenstadt durchquert der Maurerlehrling Seraphin Scherr zehn MVV-Ringe. 113 Euro muss er dafür im Monat blechen. Dass insbesondere Schüler und Auszubildende, die weite Strecken pendeln, unverhältnismäßig viel zahlen müssen, ist einer der großen Kritikpunkte der DGB-Jugend am bestehenden MVV-Tarifsystem.

Ein einheitliches Ticket für alle Schüler und Azubis für einen Euro am Tag, also 365 Euro im Jahr, fordert der Arbeitskreis Ausbildungsticket, an dem neben der DGB-Jugend zahlreiche weitere Jugendorganisationen mitwirken. Um die Forderung zu untermauern, hatte die DGB-Jugend eine Studie zum Mobilitätsverhalten von Auszubildenden in Auftrag gegeben. Erste Ergebnisse zeigen: Auszubildende wünschen sich erstens günstigere Tickets und zweitens ein einfacheres Tarifsystem. Zwölf Prozent der jungen Menschen fahren regelmäßig schwarz, größtenteils sogar mehrmals die Woche. Kein Wunder, verschlingen die Fahrkarten im Schnitt doch gute zehn Prozent des Bruttogehalts.

Theresa Baum, die sich als Vertreterin des Kreisjugendrings für das Ein-Euro-Ticket einsetzt, kritisiert auch die Trennung zwischen Ausbildung und Freizeit, die die Verantwortlichen ziehen. Denn offiziell gelten die vergünstigten Tickets nur für den Schulweg. Private Wege sind lediglich geduldet - eine anachronistische Trennung. "Wir fordern das Recht junger Menschen auf Mobilität anzuerkennen", sagt Baum. Es sei kein Privileg, mit einem vergünstigten Ticket auch zum Sport, ins Kino oder zum ehrenamtlichen Engagement zu fahren. Baum fordert, dass die Subventionierung des Schulwegs anders geregelt werden müsse, zum Beispiel durch eine Pauschalisierung wie bei Großkunden. Dann wäre der Weg frei für ein einheitliches Ticket für alle jungen Menschen in Ausbildung. Dieses sollte an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr im gesamten Stadtgebiet gelten, unabhängig davon, wo sich Wohnung und Schule befinden.

"Einfach und gerecht" sollte das neue Ticket sein. Doch einen Haken hat der Vorschlag schon jetzt: Anders als beim Semesterticket gäbe es eine Altersgrenze. Wer mit 28 Jahren eine Ausbildung macht, würde nicht profitieren.

© SZ vom 08.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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