Nachtfahrer in der Tram:Im Takt

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Harold Haas fährt seit 28 Jahren Trambahnen bei der MVG. Seit gut sieben Jahren arbeitet er als "reiner Nachtfahrer". (Foto: Florian Peljak)

Seit 28 Jahren fährt Harold Haas Trambahnen bei der MVG. Seit gut sieben Jahren arbeitet er als "reiner Nachtfahrer", wie er sagt. Seinen Dienst tritt er in der Regel zwischen 20 und 21 Uhr an, am nächsten Morgen zwischen fünf und sechs Uhr geht er nach Hause. Und das an fünf Tagen pro Woche. Zu Hause angekommen, gönnt sich Haas einen Kaffee und eine Wurstsemmel, dann geht es ins Bett. "Ich bin einer der wenigen, der überall und sofort einschlafen kann, wenn ich es möchte", sagt der 58-Jährige. "Eine halbe Stunde, nachdem ich das Haus betreten habe, schlafe ich tief und fest." Für den Nachtdienst hat sich Haas vor sieben Jahren entschieden, weil seine Frau ebenfalls Schichtdienst schiebt, nicht bei der MVG, in einer anderen Branche. Um die freien Tage gemeinsam genießen zu können, entschied sich Haas für das Dasein als "Nachteule", wie er von Kollegen genannt wird. Mittlerweile macht ihm das Fahren bei Nacht Spaß. Es sei "immer was los", erzählt er. Die meisten Fahrgäste seien gut drauf, insbesondere an den Wochenenden, wenn die jungen Leute losziehen. Viele seien auch "Stammkunden": Postler beispielsweise, die ins Briefzentrum an der Arnulfstraße müssen. Oder Putzkräfte, die ebenfalls früh anfangen. Haas kennt seine Kundschaft. "Da schaut man gelegentlich auch zwei Mal in den Spiegel", sagt er - und wartet dann kurz, bis ein Fahrgast noch zugestiegen ist. Konzentrieren müsse man sich als Nachtfahrer aber genauso wie am Tag, auch wenn auf den Straßen deutlich weniger los sei. "Es kann immer einer in den Gleisen sein", sagt Haas. "Da muss man ständig aufpassen."

© SZ vom 28.12.2015 / mvö - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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