Nachruf:Voller Hintersinn

Cartoonist Dieter Olaf Klama ist tot

Von Sabine Reithmaier

Unvergesslich der Cartoon, auf dem nichts zu sehen war außer den Worten: "Ohne Zeichnung". Dieter Olaf Klama, der jahrelang für die "Letzte Seite" der SZ-Wochenendausgabe zeichnete, reagierte damit auf einen Redakteur, der es eine Woche zuvor gewagt hatte, unter seine selbst erklärende Karikatur "Ohne Worte" zu schreiben. Am 8. Juni ist der Zeichner daheim in Waal gestorben.

Klama, der eine besondere Vorliebe für die Kalligrafie als gestalterisches Mittel hatte, zählte jahrzehntelang zu den hintersinnigsten Cartoonisten des Landes. Er empfand sich nie als politischen Karikaturisten. Dazu sei er zu wenig neutral, sagte er. Aber unpolitisch war er nicht, seine Shalom-Friedenstaube in Camouflage-Anzug ist berühmt. Lieber kommentierte er die Tücken des Alltags.

Geboren wurde Klama am 20. Dezember 1935 in Hindenburg/Oberschlesien, heute Zabrze in Polen. Nach einer dramatischen Flucht - der Zehnjährige schlug sich allein nach Bayern durch - und einer Jugend in der Oberpfalz, studierte er in München bei Eduard Ege und Josef Oberberger. Von den Sechzigerjahren an zeichnete er für Zeitungen und Magazine. Die großnasigen Figuren tauchten in Welt, Zeit, Spiegel, Lui oder Paris Match auf, sowie in zahlreichen Büchern. Besonders erfolgreich der 1971 erschienene Band "Olümpia Mynchen", auch Vorlage eines Zeichentrickfilms, der ihm den Bundesfilmpreis und eine Oscar-Nominierung einbrachte.

Klama zeichnete fast bis zum Schluss. Die klugen Kommentare werden fehlen.

© SZ vom 10.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: