Die Münchner Historikergemeinde hat eine ihrer renommiertesten Stimmen verloren. Jürgen Zarusky verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit am Montag im Alter von 60 Jahren. Er hinterlässt eine "unfassbare Lücke", sagt Andreas Wirsching, Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, an dem Zarusky seit 1990 wissenschaftlicher Mitarbeiter war.
"Die deutschen Sozialdemokraten und das sowjetische Modell 1917-1933", lautete der Titel der Promotion, die Zarusky Anfang der 1990er-Jahre bei seinem Doktorvater Gerhard A. Ritter an der Ludwig-Maximilians-Universität schrieb. Darin verband Zarusky zwei seiner Schwerpunktthemen: die Geschichte der Sozialdemokratie und des Kommunismus. Zarusky sei einer der besten Kenner russischen Geschichte gewesen, insbesondere der des Kommunismus, sagt Wirsching. Er habe sich "als eine Art Brückenbauer zwischen Russen und Deutschen verstanden". Außerdem war Zarusky zuletzt Chefredakteur der renommierten Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte und engagierte sich über viele Jahre hinweg für das Gedenken der Opfer des NS- Regimes.