Nachruf:Tod unter der Brücke

Spaziergänger an der Isar beim Pullacher Brückenwirt kannten ihn. Manche nannten ihn "den Chef". Der ältere Mann lebte unter der Grünwalder Brücke, hatte sich dort eingerichtet und wollte nicht in eine Notunterkunft, die ihm die Gemeinde Pullach natürlich immer wieder anbot. Nun ist er gestorben, an dem Ort, an dem er viele Jahre gelebt hat.

"Er hatte seinen Mantel und seine Hosen auf Bügel aufgehängt, den kleinen Hügel aus Sand, der zu seiner Schlafstätte hoch führte, gewissenhaft gepflegt und gekehrt, er hat in den letzten Jahren regelmäßig Radio gehört", erzählt Nessie Nesslauer, die den Mann seit rund 15 Jahren vom Vorbeigehen kannte. Zum letzten Mal hörte sie von ihm zwischen den Jahren, als er laut ein Lied im Radio mitsang. Beim nächsten Spaziergang im Januar war er verschwunden und nur noch einige Reste seiner Habseligkeiten lagen herum. Nesslauer bekennt, dass sie sofort weinte, weil sie dachte, man habe ihn gezwungen, dort wegzugehen. Im Brückenwirt erfuhr sie, dass er tot ist.

Der obdachlose Mann hatte seit November eine Lungenentzündung, wollte aber nicht in ein Krankenhaus, den Notarzt schickte er wieder weg. Über sein Leben und die Umstände, wie er obdachlos wurde, ist den Betreuern von der AWO und der Gemeinde Pullach leider nichts bekannt. Vor seiner Art zu leben "hatten wir hohen Respekt", sagt Nessie Nesslauer. Nun ist er tot. Das Begräbnis bezahlt die Gemeinde Pullach.

© SZ vom 31.01.2018 / cw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: