Nachruf:Geschäftsmann mit Weitblick

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Herbert Frey, hier bei der 175-Jahr-Feier von Lodenfrey, ist tot. Er kam 1950 als erster Vertreter der vierten Familiengeneration in die Firma. (Foto: Florian Peljak)

Herbert Frey, Seniorchef des Traditionsunternehmens Lodenfrey, ist im Alter von 90 Jahren gestorben

Von Michael Bremmer, München

Herbert Frey trug einen feinen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd und eine schwarze Fliege. Als seine Firma Lodenfrey 2017 zur Feier des 175-jährigen Bestehens in den Max-Joseph-Saal der Residenz geladen hatte und 200 Gäste aus Politik und Wirtschaft der Einladung gefolgt waren, spürte man seinen Stolz - aber auch, dass der große Trubel nicht unbedingt seine Welt war. Gefeiert habe man früher auch, erzählte Frey an diesem Abend, meist aber nur beschaulich in den Läden. Oft auch pragmatisch, etwa zum 150-jährigen Bestehen von Lodenfrey. Damals wurde ein kleines Oktoberfest in der Fabrik aufgebaut, den Grund dafür erzählte Frey 25 Jahre später: "Gäste aus Amerika wollten das unbedingt mal sehen."

Die Firmengeschichte begann 1842. Johann Georg Frey, er stammte aus einer Tuchmacherfamilie aus Ulm, gründete in München eine Firma und produzierte mit zehn Webstühlen Wollstoffe, die gut ankamen bei den reichen Münchner Bürgern. Auch der bayerische König gehörte bald zu den Kunden. 1878 erfand Freys Sohn Johann Baptist den sogenannten Strichloden, der vollständig wasserfest ist. Am Schwabinger Bach im Englischen Garten entstand 1870 eine Fabrik. Von 1880 an wurde der Versandhandel aufgebaut, dann wurden auch Einzelhändler in ganz Deutschland beliefert.

Herbert Frey kam 1950 als erster Vertreter der vierten Familiengeneration in das Unternehmen. Der Ehrenpräsident des Verbands der Bayerischen Textil- und Bekleidungsindustrie erkannte schon frühzeitig die Veränderungen in der Wirtschaft und wandelte gemeinsam mit seinem Bruder Bernhard das Fabrikgelände in einen Gewerbepark nach amerikanischem Vorbild um - an die 100 Architekten, Modefirmen oder Synchronstudios sind heute dort tätig. Auch die Marke ist jünger geworden - und exklusiver, der Designer-Bereich wurde neben dem Trachtengeschäft deutlich ausgebaut.

Am 10. Juni ist Herbert Frey, Seniorchef des Traditionsunternehmens, im Alter von 90 Jahren gestorben. Der Trauergottesdienst findet am Donnerstag, 27. Juni, um 10.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Ursula, Kaiserplatz 1, statt. Die Beerdigung ist im Anschluss um 12.45 Uhr auf dem Nordfriedhof.

© SZ vom 26.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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