Nachruf:Ein Mann der Prinzipien

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Fritz Wittmann ist am Mittwoch nach schwerer Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben. Der Jurist und CSU-Politiker war 23 Jahre lang Mitglied des Bundestags. (Foto: oh)

Der CSU-Politiker und Vertriebenen-Repräsentant Fritz Wittmann ist tot

Von Michael Bremmer

Nein, ein Politiker zum Anfassen war Fritz Wittmann nicht. Das sagte er sogar selbst über sich, und das sei auch nie sein Bestreben gewesen. Er galt als prinzipientreu und geradlinig - und seine zuweilen kantige Natur schreckte Menschen ab, die ihn nicht näher kannten. So konnte es durchaus vorkommen, dass der Jurist Gespräche abrupt abbrach. "Ich beende Gespräche dann, wenn ich glaube, es wurde genug geredet", sagte er einmal. Lernte man Wittmann allerdings besser kennen, merkte man schnell, dass seine anfänglich raue Art nie persönlich gemeint war. Im Freundeskreis zeigte er sein wahres Naturell: warmherzig, hilfsbereit, mitfühlend und humorvoll - auch versehen mit einer guten Portion Selbstironie, wie seine Tochter, die CSU-Politikerin Mechthilde Wittmann, der SZ sagte. Ihr Vater galt als großer Tierliebhaber und verbrachte sehr viel Zeit mit seinen Enkelkindern. Am Mittwoch ist der ehemalige Münchner CSU-Bundestagsabgeordnete und frühere Präsident des Bundes der Vertriebenen nach einer schweren Krankheit im Alter von 85 Jahren gestorben.

Wittmann wurde 1933 in Plan bei Marienbad als Sohn eines Arztes geboren. Nach der Vertreibung ging er in Ingolstadt auf das Humanistische Gymnasium und machte dort 1952 Abitur. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied der CSU, er war Landessekretär der Jungen Union und Landesvorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten. Wittmann studierte Jura in München und arbeitete von 1961 bis 1963 als Richter am Landgericht München I. Dann wechselte er in das Bundesjustizministerium und arbeitete später als persönlicher Referent der Bundesjustizminister Richard Jaeger und Gustav Heinemann. 1971 wurde er in den Bundestag gewählt, 23 Jahre lang war er Abgeordneter für den Münchner Norden. Im Bundestag war Wittmann im Verlauf von sieben Legislaturperioden Mitglied im Innen-, Außen- und Rechtsausschuss. Großes Engagement zeigte er zudem für die Heimatvertriebenen. Er war von 1972 an der Landesvorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Bayern, vertrat darüber hinaus deren Interessen als Vorstandsvorsitzender der Sudetendeutschen Stiftung und trieb den Bau des Sudetendeutschen Hauses in München voran. "Alles ist eine Frage der Organisation", pflegte Wittmann häufig zu sagen. Und der Prinzipien. So verzichtete der Katholik nur in Ausnahmefällen auf einen sonntäglichen Gottesdienstbesuch.

Dem Tod war er mehrmals nahe. Als er zwölf Jahre alt war, wollte ihn ein tschechischer Soldat erschießen, aber das Gewehr funktionierte nicht. 1959 wurde er in München im letzten Moment aus einem brennenden Auto gezogen. Im Oktober 1983 wurde er bei einem Manöverunfall schwer verletzt. Zuletzt war Wittmann schwer krank und kam Ende September ins Krankenhaus. Dort starb er.

© SZ vom 19.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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