Im März hat Paul Würges das letzte Mal gerockt. Für das Abschiedskonzert des Münchner Rock 'n' Roll-Pioniers sperrte der Wirt des Heide-Volm in Planegg extra noch einmal den legendären Festsaal auf, der abgerissen wird. Auch die Ära das 85 Jahre alten Stars würde bald vorbei sein, das war allen klar: Der ehemals beste E-Gitarrist des Landes schaffte nur noch ein paar Stücke im Sitzen, beim Singen ging ihm die Luft aus. Es war ein ergreifender Abend für alle, die da waren, die Spider Murphy Gang spielte, Gus Backus sang, die Cagey Strings erwiesen dem Meister die Ehre.
Nach dem Auftritt verkaufte Würges seine Gitarre, "er hatte abgeschlossen mit der Musik", sagt Schorsch Angerer, Frontmann der Cagey Strings und alter Freund vom "Pauli": "Ich lernte ihn kennen, als ich zwölf war, von da an wollte ich ein Musiker werden wie er. Er war der Vater des Rock 'n' Roll für uns." Das galt für viele Rocker vom alten Schlag, auch für Chuck Herrmann, den dienstältesten DJ der Stadt: 1957, als Würges auf seiner Deutschland-Polen-Österreich Tour in Hausham spielte, fuhr er schon zum Konzert und rastete mit seinen Freunden derart aus, dass die Polizei sie hinauswarf: "Für die Halbstarken der Fünfziger war Paul wichtiger als Peter Kraus." 68 Jahre lang stand "der deutsche Bill Haley" auf der Bühne, ein Vollprofi, der in Filmen auftrat, die Olympia-Hymne 1964 für Innsbruck schrieb, Stars wie Paul Anka begleitete - und für seine Fans in der Rumba Bar oder der Crazy Alm spielte.
Am Donnerstag starb der Münchner King of Rock 'n' Roll in seiner Wohnung in Schwabing. "Zu viele Baustellen in seinem Körper", sagt Angerer, der die Beerdigung am alten Perlacher Friedhof organisiert. "Am Donnerstag oder am Freitag, aber nicht zu früh am Morgen, schließlich wollen sehr viele nachts arbeitende Musiker kommen."