Nachruf:Der Jazz-Verkäufer

Manfred Scheffner ist nach langer Krankheit gestorben. (Foto: Jan Scheffner)

Manfred Scheffner ist 79-jährig gestorben

Von Oliver Hochkeppel

Bis heute sind es vor allem Fans, die den Jazz unters Volk bringen. So einer war auch der 1939 im ostpreußischen Hardteck geborene Manfred Scheffner. Aber anders als die meisten setzte er seine Leidenschaft kaufmännisch um - und hat so für die Verbreitung des Genres mehr getan als Scharen von Labels, Veranstaltern und Publizisten zusammen. So gewissenhaft er bei der Bahn, bei Verlagen und beim ADAC gearbeitet hatte, so penibel setzte er seine Liebe zum Jazz in diskografische Besessenheit um: Seit 1965 gab er das Jazz-Gesamtverzeichnis "Bielefelder Katalog" heraus. Legendär auch sein zwei Jahre später eröffneter Versand "jazz by post". Der saß hinter einer Stahltür im "Elektro Egger" in der Pasinger Gleichmannstraße - und wurde zum Nukleus des Labels ECM, das Scheffner 1969 zusammen mit Karl Egger und Manfred Eichner gründete. 1989 ging "jazz by post" in der Jazz-Abteilung des Kaufhauses Beck auf, die Scheffner bis zu seinem Ruhestand 2003 leitete. Danach blieb er dem Jazz als Autor verbunden. Zuletzt konnte man dem Mann mit den "Klepperle" (Holzsandalen) beim Spazierengehen in Pasing begegnen. Dort ist er jetzt mit 79 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Seine Leidenschaft hat er vererbt: Sein Sohn Thorsten führt im Chiemgau das Label und Studio "Organic Music", Bruder Jan ist ein renommierter Fotograf mit Schwerpunkt Jazz.

© SZ vom 11.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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