Nach Streit bei der Wahl 2014:Kitzlige Vorgeschichte

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OB Reiter spricht ein Grußwort - bei einem Treffen der Grünen

Ein Grußwort kommt meist freundlich und harmlos daher, so dass es keine größere Brisanz entwickelt. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auf der Stadtversammlung der Grünen am Samstag angemessen nette Worte finden wird. In diesem Fall könnte es aber doch sein, dass sich daraus eine gewisse Brisanz entwickelt. Das hat mit Reiters letztem Besuch bei den Grünen zu tun, als er den Titel OB noch nicht vor seinem Namen führen durfte.

Es war kurz vor der Stichwahl im März 2014, als der SPD-Kandidat Reiter die Grünen um Unterstützung bat. Damals fand er natürlich auch nette Worte für die Grünen, die prompt eine Wahlempfehlung für ihn aussprachen. Es war dann keine große Überraschung mehr, dass sich Reiter gegen den CSU-Konkurrenten Josef Schmid durchsetzte. Umso böser das Erwachen der Grünen aber im Mai 2014, als sich plötzlich Schmid und seine CSU mit Reiter in der Regierung wiederfanden und sie selbst in der Opposition. Nicht nur der damalige Grünen -Chef Sebastian Weisenburger fühlte sich von Reiter "verarscht".

Und heute? Die Grünen-Vorsitzenden Heidi Schiller und Hermann Brem haben Reiter im Oktober eingeladen. Nicht zur Aussprache oder Aussöhnung gar, wie sie sagen, sondern als OB, der zu den Themen der Stadtversammlung, nämlich moderne Stadtgesellschaft, Flüchtlinge und Integration, etwas zu sagen habe. "Er hat am Hauptbahnhof wirklich die Fahne gut hochgehalten", sagt Schiller. Möglicherweise reagiere das eine oder andere Mitglied der Grünen emotional. Sie selbst sieht den Besuch nüchtern. "Er kommt, begrüßt uns, und dann machen wir unser Ding." Ihr Kollege Brem verweist ebenfalls auf die sachliche Ebene. "Zum Thema Verkehr hätten wir jemand anders eingeladen." Wenn die Grünen als Oppositionspartei und der OB beim Thema Flüchtlinge ähnliche Positionen hätten, wäre das ein gutes Signal. Und der OB?

Er freue sich über die Einladung und komme gerne, um zu einem ihm auch wichtigen Thema zu sprechen, heißt es im Rathaus. Was Reiter genau sagen wird, verrät er vorher nicht. Genauso wenig, ob er sich zu seinem letzten Besuch bei den Grünen erklären wird. Ein bisschen Spannung muss sein.

© SZ vom 16.01.2016 / heff - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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