Nach Scientology-Vorwürfen:Es rumpelt im Haus der Kunst

Lesezeit: 1 min

Von Susanne Hermanski, München

Nachdem Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) bekanntgegeben hat, dass der Verfassungsschutz überprüft, inwieweit Scientology im Haus der Kunst aktiv ist, wächst der Druck auf das Museum von außen - aber auch intern. Die Landtagsabgeordnete Isabell Zacharias (SPD), die den Stein ins Rollen gebracht hat, reagierte erbost auf die Stellungnahme Spaenles: "Warum hat man einen Mitarbeiter, der unter einem solchen Verdacht steht, nicht augenblicklich von seinem Posten genommen? Wenigstens bis die Vorwürfe restlos geklärt sind? Warum tut man es jetzt nicht?" Schließlich stelle dessen Arbeit in der Personalverwaltung im Zusammenhang mit Scientology "den neuralgischsten Punkt" dar.

Zacharias sagt, es sei allgemein bekannt, wie die Organisation in Unternehmen vorgehe. Nämlich durch Einschüchterung aller, die nicht konform seien. Außerdem würden möglichst viele andere Anhänger dieser faschistoiden Ideologie nachgezogen. "Es gilt deshalb prinzipiell die berechtigte Befürchtung: Wo einer ist, sind viele!" Außerdem dürfe man "das Augenmerk nicht nur auf niedere hierarchische Positionen lenken". Eine brennende Frage stehe nun doch überdeutlich im Raum: "Wer hat dafür gesorgt, dass hier jemand im Sinne von Scientology schalten und walten konnte?"

Okwui Enwezor, der Direktor des Hauses der Kunst, hat die Beschäftigen für kommenden Montag, 6. März, zu einer Mitarbeiterversammlung eingeladen, um über die jüngste Berichterstattung in der Presse zu reden. Es sei die erste Vollversammlung der Mitarbeiter überhaupt, seit Enwezor das Haus im Jahr 2011 übernommen habe, sagt ein langjähriger Angestellter. In der Einladung betont Enwezor, dass alle, "inklusive der Aufsichten" aufgefordert seien. Eine Gruppe von ihnen hatte für den Personalverwalter, der im Zentrum des Verfassungsschutzinteresses steht, bereits nach den ersten Berichten eine Solidaritätskundgebung vor dem Hauptportal der Museums abgehalten. Derzeit sammeln Mitarbeiter aus demselben Kreis Unterschriften in der Belegschaft des Hauses der Kunst. Andere Mitarbeiter der Aufsicht "distanzieren sich ausdrücklich von denen, die sich medienwirksam vor dem Haus der Kunst präsentiert haben, um für den externen Dienstleister Partei zu ergreifen", so heißt es in einem Brief an die Süddeutsche Zeitung.

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: