Nach Paris:Der Auftritt nach dem Terror

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Die Eagles of Death Metal holen ihr Konzert in München nach

Von Michael Zirnstein

Eine ganze Weile lang hatte Jesse Hughes das Mitgefühl der Internet-Gemeinde auf seiner Seite. Der Sänger und Gitarrist der Band Eagles of Death Metal war am 13. November den Kugeln im Pariser Club Bataclan knapp entkommen, als Terroristen beim sechsten Song den Saal stürmten. Hughes hatte 88 Fans und ein Team-Mitglied bei dem Attentat verloren und im ersten Interview danach geweint. Jetzt hat sich der Gründer der amerikanischen Rockgruppe wieder zu Wort gemeldet, diesmal im französischen Sender iTélé. Für seine Wutrede, die Beschränkungen des privaten Waffenbesitzes in Frankreich hätten im Bataclan kein einziges Opfer gerettet, hat er böse Kommentare im Internet geerntet, unter anderem aus der Münchner Musikszene: "So ein Idiot. Jetzt wandern alle meine EODM-Platten auf den Müll", schreibt einer. Die Schonzeit ist offenbar vorbei.

Die Eagles of Death Metal waren stets eine humorvolle Truppe, die die Klischees des Hardrock lebte, aber auch parodierte. Jetzt schlagen Hughes und Co. ernste Töne an. Sie sprachen von einer "heiligen Verantwortung, die Show zu Ende zu bringen", bevor sie am Dienstag ihr Konzert in Paris spielten, diesmal im Club Olympia. Zwei Tage später holen sie ihren in der Folge des Terroraktes abgesagten Auftritt in München nach. Anders als in Paris werden auch keine schwer bewaffneten Soldaten und Polizisten die Show bewachen. Auch werden in München keine Psychologen jenen traumatisierten Fans und Helfern zur Seite stehen, die die Band in Paris eingeladen hat.

Es gebe keine strengeren Sicherheitsauflagen, heißt es beim örtlichen Veranstalter Promoters Group Munich, der bereits die Konzerte der Band im Jahr 2007 im Backstage und im Jahr 2009 in der Muffathalle organisiert hatte. Man habe auch etwa genauso viele Tickets verkauft, wie man nach der abgesagten Show damals zurückgenommen und erstattet hatte (mit den alten Tickets kommt man nicht ins Konzert, das vom Kesselhaus in die etwa gleichgroße Tonhalle verlegt wurde). Daraus lässt sich schließen, dass kaum jemand aus Angst fernbleibt, andererseits auch kaum Sensationshungrige aufgrund der neuen traurigen Berühmtheit der Band angelockt wurden. Das Konzert ist noch nicht ausverkauft. Auch von der Presse hätten sich "nur die üblichen Verdächtigen" angemeldet, sagt man bei PGM. Alle gehen von einem "ganz normalen Konzert aus", und das wäre für Band und Fans wohl nicht das Schlechteste in der gegenwärtigen Situation.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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