Nach Moschee-Anschlag:"Hand in Hand gegen Gewalt"

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Rund 200 Münchner - Muslime und Christen - sind zu einem Friedensgebet in die Pasinger Moschee gekommen.

Bernd Kastner

(SZ vom 19.9.2001) - Sie gedachten der Opfer der Terroranschläge in den USA und zeigten sich solidarisch mit den Muslimen, um einer kollektiven Verurteilung alles Islamischen entgegenzutreten.

Am vergangenen Wochenende war, wie berichtet, ein Brandanschlag auf die Haci Bayram Moschee in der Planegger Straße verübt worden. Der Brandsatz richtete keinen Sachschaden an, da er rechtzeitig von Passanten entdeckt und gelöscht wurde.

Islamische Vereine verurteilen Terror

In einer gemeinsamen Erklärung verurteilten der Bund der Türkischen und Islamischen Vereine sowie die Türkische Gemeinde in Bayern den Terror.

"Wir Muslime sind nicht minder entsetzt über diesen abscheulichen Terroranschlag als der Rest der Bevölkerung", sagte Pressesprecher Murad Adigüzel.

Keine Religion könne Gewalt an unschuldigen Menschen rechtfertigen. Man dürfe den Terror nicht mit dem Islam identifizieren und Muslime nicht als potenzielle Terroristen ansehen.

Adigüzel zeigte sich "tief besorgt" angesichts von Übergriffen auf die in Deutschland lebenden Muslime und ihre Gebetsstätten. Der versuchte Brandanschlag auf die Haci Bayram Moschee habe gezeigt, dass diese Furcht nicht unberechtigt sei. Adigüzel appellierte an die Regierenden, die Bürger und die Medien:

"Lasst Besonnenheit walten"

"Bitte lasst Besonnenheit, Vernunft und Liebe anstelle von Gewalt und Terror walten."

Über die Solidarität vieler Deutscher und Christen freute er sich, "das zeigt, wie stark die Demokratie ist".

Auch Anne Hirschmann, SPD-Landtagsabgeordnete, betonte, dass nicht die gesamte islamische Welt für den Terror verantwortlich gemacht werden dürfe. Man müsse jetzt "die Chance nutzen, um gemeinsam zu einer menschlichen Lösung zu kommen". Sie bedauerte, dass viele Deutsche kaum über den Islam Bescheid wüssten, und dies politisch ausgenutzt werde, um Stimmung gegen Muslime zu machen. Nötig sei vielmehr, miteinander zu diskutieren, auch über unterschiedliche Ansichten.

"Terror hat keine Religion"

Hirschmann organisiert seit über drei Jahren Treffen zwischen Christen und Muslimen.

Im Gebetsraum der Moschee sprachen Christen und Muslime gemeinsam ein Vaterunser. Imam Hasan Basri verdammte die Anschläge. Man müsse nun "Hand in Hand gegen das Übel" vorgehen.

"Terror hat keine Religion." Mit Blick auf das Miteinander von Muslimen und Christen sagte er: "Keine Macht wird die gegenseitige Verbundenheit zerstören können."

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