Nach 9820 Tagen:Raus aus der Bude

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Aus is und gar is: Wirt Peter Pongratz in seinem Biergarten. (Foto: Catherina Hess)

Wirt Peter Pongratz nimmt Abschied vom Nockherberg

Von Franz Kotteder

Wenn Peter Pongratz am Sonntagabend seine Wirtschaft zusperren wird, könnte es ja sein, dass doch noch ein wenig Wehmut aufkommen wird. Momentan macht er nicht den Eindruck. "Ich wollte die Bude ja gar nicht haben", sagt er und lacht. Die Leute von der Brauerei hätten ihn regelrecht genötigt, damals, "die Bude" zu übernehmen, nachdem seinem Vorgänger überraschend die Konzession entzogen worden war. Pongratz hat's halt dann gemacht, obwohl er schon den Spöckmeier und das Wirtshaus auf der Trabrennbahn Daglfing am Hals hatte. Und er hat relativ schnell festgestellt: Hoppala, bei einem Biergarten mit fast 3000 Plätzen, "da kommt auch ganz schön was rein".

Die Bude, das war der Paulaner am Nockherberg mit damals sechs Sälen und dem großen Biergarten, und Peter Pongratz hat diesen ganzen Stolz der Brauerei 27 Jahre lang als Wirt geführt. Jetzt wird das Wirtshaus mit seinen 10 000 Quadratmetern Nutzfläche gut zehn Monate lang umfassend renoviert, auch eine Hausbrauerei wird eingebaut. Und da dachte sich Peter Pongratz, der gerade erst am 7. April seinen 70. Geburtstag gefeiert hat: Das ist der richtige Zeitpunkt, um die Bude wieder abzugeben. Und so ist also am kommenden Sonntag sein letzter Tag als Wirt auf dem Nockherberg, nach genau 9820 Tagen, wie ihm seine Frau Arabella extra noch ausgerechnet hat.

Am Mittwoch hat er im Rahmen der ganzen Abschiedsfeierlichkeiten noch einmal zur Brotzeit geladen, um die bewegte Geschichte dieser 27 Jahre Revue passieren zu lassen. Von den ersten Jahren, in denen er von der Brauerei erst nach und nach das Starkbiergeschäft übernahm, denn damals veranstaltete Paulaner die fünfte Jahreszeit noch auf eigene Kosten und unter eigener Regie, die Hendl lieferte die Hühnerbraterei Ammer, und auch Feinkost Käfer hatte einen Stand. Vom großen Brand im November 1999, nach dem der Salvatorkeller neu gebaut werden musste und erst 2003 wieder auferstand. Mit der geplanten Silvesterfeier für 10 000 Gäste musste man damals kurzfristig in die Alte Messe umziehen, während die Polizei den Wirt mehrmals vorlud, um herauszufinden, ob der wirklich nur Nachteile durch den Brand hatte oder vielleicht doch eine Versicherung abgeschlossen hatte. Hatte er nicht.

Er wird jetzt ruhiger treten, öfter mal golfen gehen und Tennis spielen, sagt Pongratz. Die 62 Kastanien im Biergarten werden ihm aber abgehen. In seinem zweiten Wirtshaus, der Grünwalder Einkehr, gibt es nur fünf Kastanien und 600 Biergartenplätze. "Schön ist halt, dass ich jetzt zu Fuß in die Arbeit gehen kann." Und welcher Rentner mit 70 Jahren würde sich das nicht wünschen?

© SZ vom 27.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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