MVV-Preise:"Preiserhöhung derzeit nicht zumutbar"

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Wirtschaftsminister Zeil verspricht, die Tarife beim MVV frühestens Ende des Jahres anzuheben.

Dominik Hutter

Irgendjemand, das ist klar, wird die Zeche begleichen müssen, die der MVG nach der jüngsten Einigung im Tarifstreit ins Haus steht. Und dass dieser irgendjemand der Fahrgast sein könnte, entbehrt auch nicht einer gewissen Logik. Dass nun aber allein das Plus im Geldbeutel der MVG-Mitarbeiter an bis zu fünf Prozent höheren Fahrpreisen schuld sein soll, will Martin Marcinek dann doch nicht so stehen lassen. "Im Umkehrschluss hätten ja die Löhne, parallel zu den MVV-Tarifen, seit 2005 um 14 Prozent steigen müssen", betont der Verkehrssekretär der Gewerkschaft Verdi. Davon aber sei man weit entfernt gewesen.

Die MVG-Kunden müssen ab Dezember wohl mit höheren Fahrpreisen rechnen. (Foto: Foto: Heddergott)

Es ist eben doch nicht alles so einfach, wie es zunächst erscheint. Tatsache ist: Auch 2009 dürfte es, die Münchner kennen das Ritual, den alljährlichen Aufschlag bei den MVV-Tarifen geben. Voraussichtlich zum Fahrplanwechsel im Dezember, so bestätigt MVV-Sprecherin Beate Brennauer, kommen neue Tickets in Umlauf.

"Widerspruch zur gesamtwirtschaftlichen Lage"

Allerdings nicht als frisch erfundene Reaktion auf den Lohnabschluss bei der MVG. Vielmehr hätten die Verkehrsunternehmen am liebsten schon zum 1. Juli die Fahrpreise erhöht, berichtet MVG-Chef Herbert König. "Dann wären wir bei 3 bis 3,5 Prozent gelandet", also in der Größenordnung der vergangenen Jahre.

Die MVV-Gesellschafter - Freistaat, Stadt und Landkreise - waren damit aber nicht einverstanden und verständigten sich darauf, erst im Dezember loszulegen. "Eine Tariferhöhung ist den Verbrauchern derzeit nicht zumutbar", findet Verkehrsminister Martin Zeil (FDP). "Sie stünde im Widerspruch zur gesamtwirtschaftlichen Lage, zur allgemeinen Preisentwicklung und zum Bestreben, den privaten Konsum anzukurbeln".

Ende des Jahres werde man aber wohl nicht um höhere Fahrpreise herumkommen - vorausgesetzt, die Verkehrsunternehmen könnten den Bedarf nachweisen. Einen Automatismus gebe es nicht.

Brennauer zufolge haben sich die MVV-Gesellschafter noch vor der Einigung im Tarifstreit auf einen Rahmen "zwischen vier bis maximal fünfProzent" verständigt. Genauere Angaben seien im Augenblick nicht möglich. "Das können wir noch gar nicht wissen, da wir die Entwicklung in den kommenden Monaten nicht kennen". Es sei aber klar, dass eine auf später verschobene Tariferhöhung wegen der steigenden Kosten prozentual höher ausfalle als es im Juli möglich gewesen wäre.

Personalkosten als wesentlicher Faktor

Die Entscheidung soll in der für Oktober angesetzten Gesellschafterversammlung des Münchner Verkehrsverbunds fallen. Zeil hat aber, ohne eine konkrete Größenordnung zu nennen, schon angekündigt, einen "unverhältnismäßig großen Preissprung" nicht akzeptieren zu wollen.

Wie viel die Verkehrsunternehmen einfordern wollen, wird König zufolge noch berechnet. Und dabei spielten natürlich auch die nun angestiegenen Löhne eine Rolle - aber eben nur als ein Aspekt unter mehreren. "Die Personalkosten sind ein durchaus wesentlicher Faktor", betont der MVG-Chef. Immerhin hätte schon das niedrigere, von den Gewerkschaften vor zwei Wochen abgelehnte Arbeitgeberangebot Mehrkosten in Höhe von jährlich 15,5 Millionen Euro verursacht. Der nunmehrige Abschluss wird noch etwas teurer.

Daneben spielten aber auch die hohen Strompreise eine Rolle sowie die Ausweitung des Angebots - dazu zählen die im vergangenen Dezember eingeführten Verbesserungen im Berufsverkehr ebenso wie die noch bevorstehende Eröffnung der Tramlinie 23 in die Parkstadt Schwabing. Berücksichtigt würden aber natürlich auch die für die Fahrgäste positiven Entwicklungen: die niedrigen Dieselpreise und die Mehreinnahmen aus dem Fahrkartenverkauf, die durch den deutlichen Passagierzuwachs der vergangenen Jahre entstanden sind.

© SZ vom 24.03.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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