Muslimische Feiertage:Schicksalsnacht

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Vom 11. auf den 12. Juni feiern die Muslime "Laylat al-Qadr", die Offenbarung des Koran

Der Penzberger Imam Benjamin Idriz leitet den Verein „Münchner Forum für Islam“, der sich nach wie vor für eine repräsentative Anlaufstelle für Muslime in München einsetzt. (Foto: Robert Haas)

Diese Nacht ist eine Chance für alle Muslime, die die Fünf ansonsten schon einmal gerade sein lassen. Denn die "Nacht des Schicksals" oder "Laylat al-Qadr", die 27. Nacht im islamischen Fastenmonat Ramadan, gilt laut Koran als "besser als 1000 Monate": Wer in dieser Nacht betet, findet eher Gehör als sonst. Wer wohltätig ist, erwirbt mehr Verdienste vor Gott. Es heißt, dass die Engel in dieser besonderen Nacht herabsteigen - und dass sich außerdem entscheidet, welches Schicksal auf die Menschen wartet.

Warum? In dieser Nacht habe der Erzengel Gabriel einst damit begonnen, dem Propheten Mohammed den Koran zu offenbaren, erklärt der Imam Benjamin Idriz vom Münchner Forum für Islam. Die Muslime feierten also gewissermaßen die Geburtsnacht des Korans. Dazu komme: Früher hätten die Menschen der Überlieferung zufolge länger gelebt als heute. Damit hätten sie mehr Zeit und Gelegenheit gehabt, sich vor Gott auszuzeichnen. Heute lebten sie kürzer, dafür hätten sie nun diese Nacht gewissermaßen als Ausgleich.

Wie wichtig diese Nacht sei, merke man in den Moscheen, sagt Idriz: Sie seien alle voll wie bei Christen die Kirchen zu Weihnachten. Vorgeschriebene Rituale und Gebete gebe es dabei nicht, jeder Imam könne sich sein eigenes Programm zurechtlegen, aber in allen Moscheen blieben die Menschen oft die ganze Nacht, vom Abendgebet bis zu einem gemeinsamen Frühstück und dem Morgengebet. Die Zeit dazwischen verbrächten sie mit verschiedenen Gebeten, mit dem Lesen des Korans, mit Vorträgen über die Geschichte und die Bedeutung der Nacht und mit dem Singen religiöser Lieder.

Wenn die "Nacht des Schicksals" auf ein Wochenende fiel, seien auch Kinder zumindest bis gegen zwei Uhr morgens in der Moschee gewesen, erzählt der Imam. Im kommenden Jahr ist es eine Nacht von Montag auf Dienstag, vom 11. Juni auf den 12. Juni. Daher würden die Kinder wohl zu Hause bleiben. Sie müssen am nächsten Tag ja ganz normal in die Schule. Die gesetzlichen Feiertage orientieren sich an christlichen Bräuchen.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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