Multicopter im Einsatz:Geplantes Unglück

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Erst wenn der Strom abgestellt ist, kann die Rettung beginnen. (Foto: Andreas Gebert)

Rettungskräfte proben auf Freisinger Zugstrecke den Notfall

Von Alexandra Vettori, Freising

Die neue Fernzuganbindung des Flughafens geht zwar erst am 9. Dezember in Betrieb, ist aber praktisch schon fertig. Ideales Terrain für eine Katastrophenübung, wie sie am Samstag stattfand. Das Szenario: Wegen einer falsch gestellten Weiche biegt die S-Bahn von Freising auf die Neufahrer Nordkurve ab, dorthin, wo ab Dezember Fernzüge aus Regensburg direkt zum Flughafen fahren. Auf den Gleisen aber ist ein Bauzug mit Bahnarbeitern, es kommt zum Zusammenstoß.

Die Gleise für den Flughafenexpress aus Regensburg liegen auf einem zehn Meter hohen Damm, von dem aus sich eine 183 Meter lange Brücke über die Autobahn spannt. Erschwerte Bedingungen also im Falle eines Unglücks. Der Damm ist nur über eine Treppe zu ersteigen und liegt im Nirgendwo zwischen Feldern, Autobahn und Gleisen. Wo und in welcher Dimension die Übung ablaufen würde, war vorher nur einem kleinen Kreis bekannt. "Scharfer Alarm" heißt das in der Fachsprache.

Zum Kreis der Wissenden gehörte das Team vom Lehrstuhl für Raketentechnik der TU. Denn ihr Projekt CopKa wurde bei der Großübung ebenfalls getestet. Dabei handelt es sich um einen Multicopter, also eine Drohne, die via Satellit gestreamte Luftbilder an Einsatzleitung und Rettungsleitstelle sendet. Das Projekt läuft seit drei Jahren, "technisch funktioniert es, jetzt ist nur die Frage, ob man es haben will", erklärt Jürgen Letschnik, der technische Leiter. Angedacht ist, dass die Rettungsleitstellen mit den Multicoptern ausgestattet werden und diese auch selbst steuern.

Am Samstag ging um 13.09 Uhr der Notruf des Bahnführers an der Unglücksstelle raus, um 13.23 Uhr heulten in den Dörfern ringsum die Sirenen. Ungefähr zu dieser Zeit tauchte auch CopKa auf, auf den ersten Blick wirkt er wie ein kleines Segelflugzeug. Die Drohne war sofort nach dem Alarm von der Rettungsleitstelle angefordert worden und am Garchinger Campus gestartet. Kurz darauf ertönte das erste Martinshorn, die Neufahrner Feuerwehr rückte an. Dann aber folgte keine hektische Bergung, sondern das große Warten. Zum Übungsszenario gehörte nämlich eine gerissene Oberleitung mit 15 000 Volt Spannung, und das bedeutete auch für die Helfer: Lebensgefahr. Erst als von der Bahn das "Freigabe-Fax" kam, konnten die Feuerwehren mit der Erdung der Oberleitung beginnen. Gut eine Stunde nach dem Zusammenstoß rollte die Maschinerie mit 300 Rettern an. Und die 20 Bahn-Azubis, die dramatisch geschminkt in der S-Bahn ausharrten, wurden endlich befreit.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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