Münchner Weininseln:"Was habt Ihr denn Spannendes?"

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Nicole Neumann hat vor einem Jahr die Weinhandlung "Champagne Characters" gegründet. (Foto: Stephan Rumpf)

Nicole Neumann, die Initiatorin der "Münchner Weininseln", über die Absichten hinter ihrem zweitägigen Event und die neuen Trends am Markt

Interview von Franz Kotteder, München

Die Weininseln sind zumindest flächenmäßig die größte Veranstaltung bei den Weinevents, verteilt über das gesamte Stadtgebiet und noch ein bisschen darüber hinaus. Erfunden hat sie Nicole Neumann, die Gesang studiert und danach acht Jahre in der IT-Branche gearbeitet hat. Dann entdeckte sie bei einer Reise nach Südtirol den Wein für sich, rief die Weininseln ins Leben und ist seit einem Jahr selbst Weinhändlerin.

SZ: 51 Weinhandlungen, das sind eine ganze Menge. Wer darf denn mitmachen? Jeder, der mag?

Nicole Neumann: Ich möchte es schon begrenzen auf inhabergeführte und individuelle Weinhandlungen und Bars. Teilweise ist das ein bisschen schwierig abzugrenzen. Manche sind natürlich schon recht groß, und wenn der Inhaber selbst nicht vor Ort ist, dann ist es noch mal etwas anderes. Aber bei ganz großen Unternehmen macht das keinen Sinn, weil das Gefühl nicht so rüberkommt. Das Besondere findet man in den kleinen Läden am ehesten.

Und die zahlen einen bestimmten Beitrag, um dabei zu sein?

Genau. Die zahlen 250 Euro, haben aber durch die Gebühr, die sie an dem Tag bekommen, eine sehr gute Chance, das Geld wieder zu verdienen. Es geht aber hauptsächlich darum, neue Stammkunden zu gewinnen und die Weinkultur zu stärken. Wein trinken macht schließlich Spaß.

Wie viele Leute kommen denn an so einem Wochenende?

Ich schätze mal, dass wir so an die 3000 Leute mobilisieren können. Manchmal war mir die letzten Wochen schon ein bisschen bange, ob auch wirklich alle genügend Publikum haben. Nicht, dass dann ein paar richtig voll sind, und der Rest guckt zwei Tage lang in die Röhre. Das letzte Mal hatte jeder Laden zwischen 300 und 500 Gäste, über den Tag verteilt. Das war dann teilweise aber schon zu viel, weil es auf ein Durchschleusen hinauslief.

Wohin gehen denn die Trends beim Wein?

Im Moment ist Orange-Wein und Natural Wine bei Kennern stark gefragt. Ganz stark geht's auch in Richtung Individualität. Man möchte gerne mit anderen Leuten zusammen was ausprobieren und lernen. Und dann gibt es derzeit einen ganz krassen Trend hin zur Regionalität. Die Leute lehnen irgendwelche Weine aus Übersee geradezu ab. Auch deutsche Weine sind sehr im Kommen. Dass es allein im Glockenbachviertel zwei Weinbars gibt, die nur deutschen Wein führen, das ist ja eigentlich schon fast wieder verrückt. Grundsätzlich achten die Leute aber gar nicht mal so sehr auf die Herkunft. Die kommen eher rein und sagen: "Was habt Ihr denn Spannendes, was könnt Ihr empfehlen?"

Sie machen ein zweitägiges Event - und was bleibt dann davon?

Zum Beispiel neue Kunden und unser 84-seitiges Begleitheft. Wenn einer den Weinführer hier in die Hand kriegt und wohnt in Straßlach, dann geht er vielleicht nächstes Wochenende in den Laden dort, der auch im Heft steht. Das ist die Idee dahinter. Neuerdings mache ich auch die Internetseite "weininseln.de", da kann sich jede Weinhandlung in ganz Deutschland registrieren und ihre Events reinstellen.

© SZ vom 23.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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