Münchner Schulen, Kitas und Vereine:Sprechstunde bei der Chefin

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Moderne Sporthallen wie hier im neuen Gymnasium München-Nord sind der Bildungsreferentin Beatrix Zurek wichtig - das sehen die Eltern ähnlich. (Foto: Robert Haas)

Eltern sind Kummer mit dem städtischen Bildungs- und Sportreferat gewohnt, egal ob es um die Vergabe von Kita-Plätzen, falsche Abrechnungen oder marode Schulen geht. Jetzt möchte sich Referentin Beatrix Zurek ihrer Sorgen ganz persönlich annehmen

Von Melanie Staudinger, München

Ein paar Tage dauert es noch, dann beginnt in München die nächste Runde im Kampf um einen Kita-Platz. Anfang November startet das Online-Portal "Kita-Finder" wieder, dieses Mal in seiner dritten Ausbaustufe. Für Eltern bedeutet das: mehr als 1200 Tagesstätten sichten, die Favoriten aussuchen, Anmeldungen losschicken und hoffen. Hoffen, dass die Technik funktioniert und die Wunschkrippe frei ist. Viele fühlen sich überfordert und allein gelassen. Anderen Familien flattern derzeit Gebührenbescheide ins Haus: Wegen Personalmangels und einer mangelhaften IT ist die Stadt im Verzug mit der Berechnung der Kita-Beiträge. Nachzahlungen von 1500 Euro sind keine Seltenheit. Doch stimmt die ganze Rechnerei überhaupt? In der Beratungsstelle ist mal wieder niemand zu erreichen, stöhnen einige.

Stadtschulrätin Beatrix Zurek (SPD), angetreten im Juli diesen Jahres, will die Situation nun grundlegend ändern. Eltern sollen einen festen Ansprechpartner haben, jemanden, der sich die Probleme anhört und Lösungen anbietet. Jemanden, der auch etwas in der Behörde zu sagen hat: sie selbst. Von Dezember an bietet Zurek regelmäßige Sprechstunden an - ähnlich den Bürgersprechstunden, die Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) veranstaltet. Elterndialog nennt sich das Projekt, das die Zufriedenheit der Eltern steigern und das Referat für Bildung und Sport mehr als Dienstleiter denn als Bürokratiemonster präsentieren soll.

Kritik an der Behörde hat es immer wieder gegeben. Da waren zum einen die großen Fauxpas - etwa als die Behörde Stromrechnungen nicht bezahlt, den IT-Etat um ein Vielfaches überzogen oder sich bei der Schulbauoffensive gleich um mehrere Milliarden Euro verrechnet hatte. Oft sind es aber die kleinen Dinge, die stören und mit denen sich vor allem die Eltern herumplagen. Zu unübersichtlich sei die Großbehörde mit ihren 14 000 Mitarbeitern, heißt es immer wieder. Man verliere sich in einem Geflecht an Zuständigkeiten und warte zu lange auf eine Antwort, wenn man sie überhaupt erhalte.

Zurek will den Dialog mit den Eltern langsam angehen. "Mir ist wichtig, dass ich mit den Eltern ins Gespräch komme", sagt sie. Der Dialog über Schwierigkeiten und Verbesserungspotenziale solle nicht nur referatsintern stattfinden, sondern auch nach außen mit den Kunden, den Familien also ebenso wie den Sportvereinen. Sie warnt vor überzogenen Erwartungen. Zurek will verlässliche Antworten geben, einen Zeitplan zum Beispiel, bis wann eine Maßnahme umsetzbar sei. Sie will auch klar sagen, wenn sich ein Anliegen als zu utopisch herausstelle. "Alle Wünsche werden wir sicher nicht berücksichtigen können", sagt Zurek. Die Stadtschulrätin rechnet damit, dass die Eltern sie eher mit kleineren Themen konfrontieren werden, mit Fragen zu geplanten Bauarbeiten etwa oder zur pädagogischen Entwicklung an bestimmten Schulen. Solche Anliegen erreichten das Bildungsreferat auch jetzt schon. Beschwerden gebe es weiter über den Kita-Finder oder den Sport-Unterricht an Schulen - beides könnte aus Sicht der Eltern optimiert werden. Pro Tag, so sagt Zurek, erhalte sie im Schnitt ein bis zwei Schreiben mit Kritik. Wenn man bedenke, dass das Referat für 61 000 Kita-Plätze, 343 öffentliche Schulen mit 152 000 Schülern sowie 21 Bezirkssportanlagen, 32 Schulschwimmbäder und 530 Sporthallen verantwortlich zeichnet, sei das nicht übermäßig viel. Für den ersten Termin am 12. Dezember ist die Teilnehmerzahl auf 25 begrenzt: "Ich will keine 300 Leute, das würde ein Gespräch verhindern", sagt Zurek. Ihre Initiative scheint auf Interesse zu stoßen. Gut ein Dutzend Familien haben sich schon per E-Mail angemeldet.

Anmeldungen bis 4. November mit Angabe des Anliegens unter elterndialog.rbs@muenchen.de

© SZ vom 24.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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