Münchner S-Bahn-Ausbau:"Dann fließt das Geld woanders hin"

Lesezeit: 2 min

CSU vs. CSU: Die Landtagsfraktion sieht sich vom Münchner Stadtverband beim S-Bahn-Ausbau im Stich gelassen - und droht ihr.

Dominik Hutter

Das könnte schiefgehen: Nach Sympathiebekundungen der Münchner CSU für den S-Bahn-Südring statt der geplanten zweiten Stammstrecke hat der verkehrspolitische Sprecher der Landtagsfraktion vor ernsten Konsequenzen für die Landeshauptstadt gewarnt. Sollte bei den aus allen Regionen Bayerns stammenden CSU-Abgeordneten im Maximilianeum der Eindruck entstehen, die Münchner stünden nur halbherzig hinter ihrem milliardenschweren Stammstreckenprojekt, "besteht die Gefahr, dass das Geld woanders hinfließt". Und München leer ausgeht.

In der CSU gibt es einen parteiinternen Streit um den Ausbau der S-Bahn. (Foto: Foto: Schunk)

CSU gegen CSU also. "Ich warne dringend davor, den zweiten S-Bahn-Tunnel unbedacht in Frage zu stellen", erklärte Verkehrssprecher Eberhard Rotter auf SZ-Anfrage. Weitere Verzögerungen, etwa durch Alternativplanungen für den Südring, seien "brandgefährlich". Denn viele CSU-Mitglieder im Verkehrsausschuss wollten wie geplant noch in diesem Jahr die abschließende Entscheidung über die zweite S-Bahn-Stammstrecke fällen. Ziehe sich das leidige Thema hin, entstünden sehr rasch Begehrlichkeiten, das für die Röhre reservierte Geld in andere Schienenprojekte zu investieren.

"Die Akzeptanz in München ist von entscheidender Bedeutung", betonte Rotter: "Es wird keine Zwangsbeglückung geben". Nach den bisherigen Plänen wollen sich Freistaat und Bund die Finanzierung des auf mindestens 1,6 Milliarden Euro geschätzten Projektes teilen.

In den vergangenen Jahren bestand an der Akzeptanz der Münchner kein Zweifel - im Rathaus trommelte eine große Koalition aus SPD und CSU für den raschen Bau der Röhre. Inzwischen aber halten Münchens CSU-Chef Otmar Bernhard und der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Josef Schmid, einen Plan B beim S-Bahn-Ausbau für erforderlich - ein Desaster wie beim Transrapid, nach dessen Scheitern keine Alternativlösung zur Verfügung stand, dürfe sich keinesfalls wiederholen.

"Wir wollen jetzt nicht den Tunnel beerdigen", versicherte Schmid zwar bei einer Pressekonferenz am Dienstag. Der Südring als attraktive Variante müsse aber eine faire Chance erhalten. Und das könne er nur, wenn das Verkehrsministerium die Planungen entsprechend vertiefe. "Bislang ist die Datenlage nicht ausreichend", findet auch Bernhard. Die Entscheidung, welche Lösung die beste ist fürs S-Bahnnetz, ist aus Sicht der Münchner CSU offen. Einige gravierende Nachteile des Tunnels, die geringe Zahl der Haltestellen etwa oder das Kostenrisiko beim Tiefbau, seien einfach nicht zu übersehen.

"Genug Zeit für Plan B"

Bernhard und Schmid gehen anders als Rotter davon aus, dass die geforderten Nacharbeiten im Verkehrsministerium keine weiteren Verzögerungen bedeuten. Schließlich befinde sich der erst kürzlich neu konzipierte Streckenabschnitt in Haidhausen noch am Anfang des Planungsprozesses. "Das dauert wohl noch zwei bis zweieinhalb Jahre", schätzt Bernhard. "Wir haben also genug Zeit für Plan B."

Die Münchner CSU will bei der am heutigen Mittwoch im Stadtrat anberaumten S-Bahn-Debatte für ihr Modell werben: Die Kommune solle beim Stadtrat auf gleichberechtigte Planungen für den Südring drängen. Dabei kann sich Fraktionschef Schmid auf eine ungewöhnliche Koalition freuen, denn die Grünen vertreten nahezu dieselbe Meinung.

Parallel dazu will Bernhard in der Landtagsfraktion seine neue, vom Münchner Bezirksvorstand abgesegnete Haltung erläutern. Zumindest Rotter ist schon heute überzeugt: "Der Südring ist alles andere als unproblematisch." Es werde sich erst noch herausstellen, wie die Anwohner auf den Ausbau der oberirdischen Trasse reagierten.

Die Stadtrats-CSU spricht sich zudem "dringend" für den Bau der U5 nach Pasing und ein abgestimmtes Schienen-Gesamtkonzept aus, bei dem auch die Flughafenanbindung und die Transeuropäischen Magistralen berücksichtig werden. Eine erste Idee liege bereits vor: der Nordtunnel des Büros Vieregg-Rößler.

© SZ vom 29.04.2009/brei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: