Münchner Nahverkehr:Zufrieden mit der Sicherheitslage

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Die Zahl der Gewalttaten im Nahverkehr in München ist gesunken - dennoch werden die Forderungen nach Videoüberwachung immer lauter.

Alfred Dürr

Rund 3200 Kameras überwachen nach Auskunft der Deutschen Bahn die großen Bahnhöfe in Deutschland, und in den Münchner S-Bahnen werde "überdurchschnittlich viel" Überwachungspersonal eingesetzt. Und dennoch: Eine Garantie für totale Sicherheit ist das nicht.

Schockiert sei man über die unfassbare und abscheuliche Tat vom Wochenende, sagt eine Bahnsprecherin. Die Videotechnik könne brutale Übergriffe von Tätern nicht verhindern, jedoch zur Aufklärung beitragen und damit auch präventiv wirken.

Mehr als 70 Prozent der Züge würden von den späten Nachmittagsstunden an von Sicherheitskräften begleitet, tagsüber seien Servicepersonal und der Kontrolldienst unterwegs. Zudem ist jeder S-Bahnzug an den Einstiegsbereichen mit Notrufen ausgestattet. Sie ermöglichen den direkten Kontakt mit dem Zugführer. Dieser kann bei Bedarf Hilfe anfordern. 105 S-Bahnwagen in München verfügen auch über Videokameras.

Seit Jahren gebe es eine intensive Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden und dem Freistaat Bayern, heißt es bei der Bahn: "Die Ergebnisse spiegeln sich in unseren Sicherheitskonzepten wider, die wir ständig den aktuellen Entwicklungen anpassen."

Die Zahl der Körperverletzungen und anderer Gewalttaten sei in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Eine Entwicklung, die auch die Münchner Polizei mit ihrer Statistik belegen kann. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann drängt die Bahn dennoch, mehr zu tun: Sämtliche S-Bahn-Stationen müssten mit Videokameras ausgerüstet werden.

"Mit der Sicherheitslage in den Bussen und Bahnen sind wir im Prinzip sehr zufrieden", sagt Polizeisprecher Peter Reichl. Mehr Personal, mehr Kameraüberwachung - kann das eine Lösung sein?

Entsprechende Forderungen liefen ins Leere, argumentiert die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG. Sämtliche U-Bahnhöfe in der Stadt verfügten bereits über Kameras. Die Ausstattung aller U-Bahnwagen habe begonnen, selbiges gelte in Kürze für die Straßenbahnen. Bei den Bussen sei die Videoüberwachung bereits seit 2004 Standard. Zurzeit haben 144 Fahrzeuge die Kameras eingebaut, 18 weitere Bussen folgen im Jahr 2010. Nach Auskunft der Stadtwerke wird auch die U-Bahnwache kontinuierlich aufgestockt. Allein im Vergleich zum vergangenen Jahr sei die Zahl der Mitarbeiter um 20 Prozent gestiegen. Derzeit hat die U-Bahnwache 133 Einsatzkräfte. Diese gehen zusammen mit Polizeikräften Streife.

Wer mehr Personal fordere, müsse sagen, wie das bezahlt werden soll, heißt es bei der MVG. Die Finanzierung erfolge nämlich über den Verkauf von Fahrkarten - also mit dem Geld der Kunden: "Es wäre schon viel gewonnen, wenn die Bundes- und Landespolitik ihren Beitrag zu einer stabilen Finanzierung des öffentlichen Personen-Nahverkehrs in Deutschland leisten würde, und nicht - wie in den vergangenen Jahren geschehen - die Mittel laufend weiter reduziert."

2008 fuhren in München rund 350 Millionen Menschen mit der U-Bahn. Es kam zu 142 Gewalttaten. Im gesamten Bereich des öffentlichen Verkehrs der Stadt waren es 251.

© SZ vom 15.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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