MÜNCHNER MOMENTE:Antwort aus der Vergangenheit

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Die Stadtverwaltung hat sich mit einer Anfrage von Johann Altmann zehn Jahre Zeit gelassen

Kolumne Von Dominik Hutter

Was genau wohl ein Büroversehen sein mag? Ist da vielleicht ein Blatt Papier in den Spalt zwischen Schreibtisch und Wand geraten, an dessen Existenz man sich erst nach zufälliger Wiederentdeckung durch einen Malertrupp erinnerte? Hat jemand wichtige Verwaltungsdokumente verbotenerweise mit nach Hause genommen, die letzte Woche bei einer Anti-Messie-Aktion in einer heillos zugemüllten Wohnung wiedergefunden wurden? Oder hat einfach ein Sachbearbeiter etwas vergessen, was ihm zehn Jahre später siedendheiß wieder eingefallen ist?

Jedenfalls war ein Büroversehen schuld daran, dass der 2009 von Johann Altmann gestellte Antrag zur Verkehrssicherheit im (damals nagelneuen) Richard-Strauss-Tunnel erst jetzt beantwortet werden konnte. Immerhin: Altmann ist noch immer im Stadtrat, wenn auch nicht mehr für die Freien Wähler, sondern für die Bayernpartei. Der Oberbürgermeister hieß damals noch Christian Ude, Barack Obama wurde erstmals zum US-Präsidenten und Frank-Walter Steinmeier nicht zum Bundeskanzler gewählt. In eben diesem denkwürdigen Jahr hatte Altmann eine knifflige Verkehrssituation zwischen Richard-Strauss-Tunnel und Effnerplatz ausgemacht. Dort überfuhren immer wieder Autos verbotenerweise eine durchgezogene Linie.

Was durchaus Folgen hatte in der Stadtverwaltung, wie Altmann nun nach schlappen zehn Jahren erfahren durfte. Es gab gleich mehrere Ortstermine an jenem Brennpunkt der Münchner Verkehrs-Anarchie, die allerdings - so berichtet nun das Kreisverwaltungsreferat - "alle ergebnislos endeten". Zwar wurde überlegt, sogenannte Bischofsmützen zu montieren, also Leiteinrichtungen mit hochstehenden überfahr-, weil klappbaren Begrenzungen. Das hätte allerdings Schwierigkeiten mit dem Winterdienst gegeben, weshalb diese Lösung (wie offensichtlich auch die Rückmeldung an den Antragsteller) "nicht weiter forciert wurde".

Was übrigens ein Segen für den Steuerzahler war. Denn im Nachhinein hat sich herausgestellt: Die Stelle ist "unauffällig", also kein Unfallschwerpunkt. Passt also alles, auch ohne die Bischofsmützen. Wer trotzdem die durchgezogene Linie überfährt, muss halt mit Polizeikontakt rechnen - falls er denn erwischt wird. Weder Polizei noch Kreisverwaltungsreferat sehen jedenfalls irgendeinen akuten Handlungsbedarf in puncto Verkehrssicherheit. Nach zehn Jahren weiß man so etwas. Und ist erst einmal das Büroversehen überwunden, dann wissen es auch alle anderen.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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