Münchner Kunstsammler:Zeit zum Nachdenken

Lesezeit: 1 min

Leo Stadler ist 18 und muss ohne Riesenbudget auskommen. (Foto: oh)

Leo Stadler ist 18 und muss ohne Riesenbudget auskommen

"Ein Künstler hat eine Botschaft. Und die will ich erkennen", sagt Leo Stadler, der sich selbst nur sehr vorsichtig als "Sammler" bezeichnet. Diese Zurückhaltung hat aber weniger mit seinem Interesse fürs Sammeln zu tun, das ist ausgeprägt, als vielmehr mit seinem Alter. Denn Stadler ist erst 18, sammelt aber mittlerweile doch recht konzentriert. Vorwiegend Konzeptkunst. Auf eine kleine Reihe von zehn Werken oder Werkgruppen hat er es mittlerweile gebracht. "Kunst muss mich zum Innehalten und zum Nachdenken bringen. Oft stehe ich abends in meinem Zimmer vor einem Kunstwerk und dann merke ich, wie sehr mir das Nachdenken über die Kunst auch Zeit schenkt. Das finde ich wunderbar", schwärmt Leo Stadler.

Dass er zur Kunst kam, hat auch ein wenig mit seinen Eltern zu tun, die ihn und seine Geschwister schon als Kinder mit in Ausstellungen und Museen nahmen. Wenn sie selbst etwas kauften, wurde die ganze Familie in die Entscheidungen mit einbezogen. Zeitgenössische Kunst stand auch bei ihnen hoch im Kurs. Zum 17. Geburtstag bekam Leo Stadler dann sein erstes Kunstwerk geschenkt: eine Arbeit des in Berlin lebenden Objekt-und Installationskünstlers Gerold Miller. Sein erstes selbst erworbenes Sammelobjekt war eine Arbeit des deutschen Pop-Art-Künstlers Werner Berges. Von Florian Auer besitzt er eine Arbeit und findet es toll, dass der Pin Young Circle ebenfalls Werke dieses Künstlers für die Pinakothek der Moderne gekauft hat. Seine jüngste Erwerbung stammt von dem jungen Münchner Akademieabsolventen Niko Abramidis (Foto, links), der konzeptuell-installativ arbeitet. "Ich habe kein Riesenbudget, aber ich kaufe gerne Kunst und ich lebe gerne mit ihr", sagt Stadler, der den Schreibtisch von Abramidis auch als solchen nutzt.

Derzeit lebt Leo Stadler rund um die Uhr für die Kunst, er macht ein halbes Jahr lang ein Praktikum in Zürich, in einer der renommiertesten Galerien für Zeitgenössisches, bei Hauser & Wirth. Davor hat er erste Erfahrungen in München bei Häusler und Walter Storms gesammelt. Dennoch will er demnächst nicht Kunstgeschichte studieren, sondern in London PPE, ein Fach, das sich mit Philosophie, Politik und Wirtschaft beschäftigt. "Wie hart der Kunstmarkt ist, das erfahre ich ja gerade durch meine Praktika." Und Kunst sammeln kann Leo Stadler ja immer - auch, wenn er sich beruflich vorrangig mit anderem beschäftigt.

© SZ vom 24.10.2015 / lyn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: