Münchner Kunstsammler:Nichts zu verkaufen

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Rüdiger Maaß erstand mit 15 sein erstes Werk für 300 Mark. (Foto: Gunnar Lillehammer)

Rüdiger Maaß erstand mit 15 sein erstes Werk für 300 Mark

"Wer Kunst als Geldanlage sammelt, ist schlecht beraten." Nach dieser Maßgabe sammelt Rüdiger Maaß. Er ist jemand, der es wissen sollte. Denn Maaß ist Unternehmensberater. Auf dem seit Jahren von Investoren als Spekulationsfeld überstrapazierten Kunstmarkt tummeln sich natürlich auch andere Typen. Aber Maaß will von Kunst als Geldanlage nichts wissen. Er zählt zu jenem Typ Sammler, der sich für Künstler, die Kunst und deren Entstehung von Grund auf interessiert. Nicht umsonst sieht man den 45-Jährigen allenthalben auf Eröffnungen in Museen und Galerien und im Münchner Kunstverein sowieso, wo er Mitglied im Vorstand ist.

Angefangen sich für Kunst zu interessierte hat Maaß, der aus Düsseldorf stammt, schon mit zwölf Jahren. "Im Rheinland gehörte es immer schon zum guten Ton, sich mit zeitgenössischer Kunst auseinander zu setzen", erinnert er sich. Auch die Eltern, eher bürgerlich-konservativ orientiert, vertraten diese Haltung und nahmen den Jungen mit zu zeitgenössischer Kunst, auch wenn sie es nicht unbedingt mit den Arbeiten von Beuys & Co. hielten. Sein erstes Kunstwerk erstand Maaß mit 15 Jahren auf einer Kölner Kunstmesse: es war eine Grafik von Blinky Palermo. "Die kostete 300 DM, das war richtig viel Geld für mich und ich musste es mir von meinem Vater leihen", erinnert sich Maaß. Dieser Künstler fasziniert Maaß auch bis heute.

Neben älteren Positionen wie Palermo oder Minimal-Art und anderen Werken der Sechziger- und Siebzigerjahre, bildet die zeitgenössische Kunst den Schwerpunkt der Sammlung des Ehepaares Maaß. Darunter finden sich junge Künstler wie Katja Novitskova, Florian Auer, Alicja Kwade oder Slavs and Tatars. Auch Künstler mit regionalen und lokalen Bezügen findet Maaß spannend, so etwa Michael Sailstorfer und Martin Wöhrl, beide Absolventen der Münchner Kunstakademie. Und für Fotografie kann sich Maaß auch sehr begeistern. In den Neunzigerjahren, Maaß lebte in Zürich, wollte er ein riesiges Foto von Gursky kaufen: "Es war ein leerer Prada-Laden für 18 000 Franken. Ich hätte das Geld auch zusammengebracht, aber das 3,5 Meter breite Objekt war einfach nicht in die Wohnung zu kriegen. Doch in einer Kiste einzulagern, das war unvorstellbar." Der Gursky wäre heute sicher eine Geldanlage. "Aber", sagt Maaß, "wenn man eh nichts verkaufen will, spielt das einfach keine Rolle."

© SZ vom 24.10.2015 / lyn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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